Forumseintrag zu „Die Rote Spinne“ von 8martin

Der Film ist eine einzige Provokation für das moralische Selbstverständnis der Zuschauer und bietet Anlass für heftige Diskussionen.
Mit der kühlen Distanz eines Dokumentarfilmers schildert Regieneuling Marcin Koszalka wie sich zwei Männer anfreunden und über das Töten reden wie andere über das Wetter. Der Tierarzt (Adam Woronowicz), ein Serienkiller und der Student Karol (Filip Plawiak) finden zu einander durch ihr Interesse am Morden. Dem fällt auch Karols Freundin Danka (Julia Kijowska) zum Opfer. Die macht sich nur nackig – Cut!
Vollkommen emotionslos geht jeder der beiden ans Werk. Sind es Lustgewinn und Machtgefühle, die hier Menschen frönen? Es ist nicht die schwere Kindheit.
Keine Figur auch nicht die Eltern von Karol zeigen Gefühle. Beim Besuch im Gefängnis unterhalten sich Vater und Sohn über Briefmarken. Die Mutter schweigt reglos. Der Polizist erzählt bei Karols Verhör von seiner neuen Digital-Uhr. Der Häftling schildert die Tat wie nach einem Kochrezept. Überrascht allerdings am Ende beim Anblick des Strangs mit Tränen. (?)
Man kann sich fragen ‘Soll das Abschrecken?‘ oder ‘Lust auf mehr machen?‘ An einer Stelle ist die Rede vom Mord als Befreiung. Jegliches Verständnis muss ja wohl außen vor bleiben. Die Umgebung ist in dunkle Farben getaucht: dunkelgrün, grau und schwarz dominieren. Die Menschen kommen alle etwas unterkühlt daher, herzlos und wortkarg. Man fühlt sich unwohl. Liegt es daran, dass wir im Krakau der 60er Jahre sind, als da noch der Sozialismus an der Macht war? Am Rande der Handlung herrscht ebenfalls Gewalt. Bleibt die offene Frage nach dem ‘Warum?‘ Die beantwortet der gelernte Kameramann Koszalka nicht. Sarkastisch könnte man meinen, es ist Mord als Ponyhof.
Der Horror kommt aus dem Hinterhalt.