Der Weg nach oben

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Forumseintrag zu „Der Weg nach oben“ von 8martin

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8martin (18.02.2019 18:34) Bewertung
Der Aufsteiger
Das ist eine der wenigen Verfilmungen eines Romans der ‘Angry Young Men’. Im Nachkriegsengland der 50er Jahre war es ein Skandal wegen der Thematik. Die britische Presse sprach von einem ‘Schundfilm‘. Bei uns kam er erst Anfang der 70er Jahre eine gekürzte Fassung in die Kinos. Wie schon die Romanvorlage von John Braine wird hier das Klassenbewusstsein angeprangert. Die echte Arbeiterklasse stellt sich gegen die Mittelschicht der Reichen. Diesbezüglich gibt es jede Menge Kommentare von Joe Bekannten und Arbeitskollegen. Er (Laurence Harvey) ist ein kleiner Angestellter, der nach oben will (‘Mädchen und Geld‘). Drum baggert er Susan (Heather Sears) an, die Tochter des reichsten Mannes der Stadt: Mr. Brown (Donald Wolfit).
Da trifft er Alice (Simone Signoret), die viel älter und auch noch reich verheiratet ist und beginnt mit ihr eine heiße Affäre. Beide Frauen sind für Joe ein ‘teurer Fisch‘ d.h. Frauen, die er eigentlich sich nicht leisten kann (‘a dear fish‘: Doppelbedeutung von dear: lieb und teuer).
Nach einem Streit mit Alice driftet Joe wieder zu Susan zurück. Sie wird schwanger. In den 50er Jahren reichte dazu bereits ein Film Kuss.
Da macht Vater Brown Joe zwei Angebote: 1. Er soll Mitinhaber der Firma werden, wenn er auf Susan verzichtet. (ein Scherz!). 2. Er soll Susan heiraten und auf Alice verzichten. Joe braucht Bedenkzeit und Alkohol und kriegt vom vermeintlichen Klassenfeind die Hucke voll. Keilerei statt Klassenkampf! Bisher hatte es Joe immer abgelehnt durch Vitamin B Karriere zu machen.
Der Abschiedsdialog zwischen Joe und Alice ist ein Highlight des Films. Realistisch, knallhart und emotional. Alice verunglückt tödlich, Joe, der sich für den Tod von Alice verantwortlich fühlt, nimmt Vater Brown Angebot 2 an. (‘Ich hab sie getötet.‘) Ein seltenes Bild, bei der Trauung in der Kirche verdrückt Joe eine Träne…
In den 50er Jahren Sprengstoff, heute nur noch eine interessante Sozialstudie mit großartigen Darstellern. Das schreit förmlich nach einer Fortsetzung: ‘Life At the Top‘
Immer noch sehenswert diese gut gemachte, zeitlose Problematik.
 
 

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