Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour

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chrosTV (19.02.2019 07:34) Bewertung
Hey! Hey! Hey! Hier kommen Die Toten Hosen!
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
Für viele Leute gelten „Die Toten Hosen“ als die Definition für deutschen Punkrock. Die Band, die Anfang der 80er-Jahre durchstartete und über die Jahre hinweg alte Mitglieder verlor wie auch neue dazugewann, ist eine der ältesten aktiven Musikgruppen Deutschlands - und wohl auch eine der beliebtesten. Regisseurin Cordula Kablitz-Post, die zuvor unter anderem Dokumentation über Schauspielerin Nina Hagen oder Modedesigner Wolfgang Jopp drehte, hat mit „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ der Erfolgstruppe ihr erstes filmisches Denkmal gesetzt. Für die Doku begleitete die Filmemacherin die Band zwischen 2017 und 2018 während einer großen Konzerttournee und hat dabei viele Stunden an Behind-the-Scenes-Material mit den Mitgliedern Andi, Breiti, Kuddel, Vom und natürlich auch Leadsänger Campino zusammenbekommen.

Die auf insgesamt 106 Minuten getrimmte fertige Dokumentation gewährt amüsante Einblicke hinter die Kulissen der legendären Punkrock-Truppe, denen es aber oft an Intimität und Tiefe fehlt.

Am interessantesten sind so tatsächlich die wenigen Momente, in denen wir die Band in ihren intimsten Momenten miteinander zu Gesicht bekommen. Wenn denn nun beispielsweise Campino in einem Moment vor einem Konzert als strenges und temperamentvolles Oberhaupt der Band porträtiert wird, sich dann aber in einem späteren Moment in Folge eines erfolgreichen Auftritts ausgelassen bei seinen Bandkollegen für deren Zusammensein bedankt, dann verleiht das den Film eine ehrliche menschliche Note. Auch eine Szene, in der der plötzliche Gehörsturz Campinos, der der Konzerttour der Band kurzzeitig Einhalt gebot, angeschnitten wird, lässt einem die Band von einer Seite betrachten, von der sie medial zuvor noch nicht beleuchtet wurde.

Abseits dessen sei die Doku weitestgehend eher als ein sympathisches Stück Infotainment zu betrachten, dessen private Einblicke oft oberflächlich bleiben. In einer unterhaltsamen Montage wird beispielsweise die langjährige Rivalität zwischen den der Fans der Hosen und denen der ähnlich beliebten Deutsch-Rockband „Die Ärzte“ angesprochen. Ebenfalls wird natürlich auch der politisch linksgerichtete Aktivismus der Gruppe und deren Auftauchen beim großen „Wir sind mehr“-Benefizkonzert, das in Folge rechtsextremistischer Aufmärsche in Chemnitz über die Bühne ging, nicht außen vor gelassen. Es ist zudem auch hochspannend Einblicke in den überraschenden Ruhm zu bekommen, den die Band weit entfernt in Argentinien genießen darf.

Trotz der charmanten Herangehensweise und des Unterhaltsamkeitsfaktors fühlen sich doch einige Momente im Film, die intim dahergekommen sollen, etwas gestellt und gekünstelt an. Man merkt an einzelnen Stellen leider, dass der Band schlussendlich wohl etwas zu viel Mitspracherecht gegeben wurde, weshalb sich die Musikdoku an ein paar Momenten eher konstruiert als authentisch anfühlt. Immerhin in den eindrucksvoll gefilmten Konzertszenen versprüht der Film eine launige und mitreißende Energie, die einem das Erfolgsrezept hinter der Band besser zu verstehen gibt.

Am Ende des Tages lässt sich „Weil du nur einmal lebst“ als spaßiges und temporeiches Porträt einer der populärsten deutschen Rockbands bezeichnen, an dem vor allem Liebhaber der Hosen ihre hellste Freude haben werden.

Vorhang auf für ein kleines bisschen Konzertschau!
 
 

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