Shazam!

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Forumseintrag zu „Shazam!“ von Andretoteles

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Andretoteles (18.05.2022 10:11) Bewertung
Ein Kind im Körper eines Superhelden
Ein kleines Kind strauchelt durch die Strapazen der Kindheit. Schwierigkeiten in der Schule, schwache Noten, ärgerliche Lehrkräfte, fiese Mitschüler:innen, verständnislose Eltern, körperlich noch nicht so weit wie die Jugendlichen. Nur eine Kleinigkeit gibt dem Kind Hoffnung. Jeden Dienstag geht es in seinen Lieblings-Comicbuchladen und freut sich auf die Neuerscheinung des Lieblingssuperhelden. Anschließend liest es bis spät in die Nacht mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke von den neuesten Abenteuern und träumt davon, selbst ein Superheld zu sein und magische Kräfte zu haben, um all die Probleme der realen Welt mit einem Schwung zu beherrschen.
Obgleich dies keine Inhaltsangabe war, symbolisch handelt „Shazam!“ von diesem Urtraum aller Kinder. Es macht ungeheuren Spaß, einen kleinen Jungen im Körper eines muskulösen Erwachsenen zu sehen und bei all den Versuchen zu beobachten, die eigene Kraft kennenzulernen. Genau dies macht die Essenz der Comic-Verfilmungen eigentlich aus: Kinder identifizieren sich mit den Helden und wünschen sich nichts sehnlicher als ähnliche Kräfte zu haben. In diesen Minuten hat der Film seine besten und witzigsten Momente. Wenn gängige Klischees der Superheldenfilme verhöhnt werden, zünden ebenso die meisten Späße. Ihr Übrigens tun dafür die sehr soliden Leistungen der Hauptcharaktere und auch das familiäre Coming-of-Age-Setting wirkt entlastend im Angesicht der epischen Schlachten der Avengers oder der Justice League. Die Vielzahl an Popkulturreferenzen hilft dem Film und sorgt für tolle Momente. Wenn ein Bus kopfüber herunterfällt und die Insassen nach und nach auf die brechende Frontscheibe fallen, ist „Jurassic Park 2“ nicht fern. „Du musst daran glauben, dass du fliegen kannst“ erinnert stark an „Hook“ und „Dont Stop Me Now“ von Queen ist einfach ein ziemlich cooler Song.
Der Film wäre sogar noch besser, wenn der allzu übliche Antagonisten-Charakter eine kleinere Rolle bekommen hätte und der Fokus auf der Familie geblieben wäre. Billy an sich prägt eine reife Rolle und die Suche nach seiner Mutter hätte das Zentrum des Films werden können. Doch leider erlebt „Shazam!“ im klassischen Bösewicht-Narrativ seine schwächeren Augenblicke. Die Rahmenhandlung mit den Todsünden und dem Zauberer kann außerdem nicht wirklich überzeugen. Dass das Ende nicht gelungen ist und in einem längeren Kampf ausartet, ist wahrscheinlich der Sorge geschuldet, der Film könnte zu fad werden, wenn es nicht genügend Effekte und klare Gut-Böse-Schemata gäbe. Hier wurde eine kleine Chance vertan für einen wirklich innovativen Superheldenfilm.
Insgesamt ist das aber in Anbetracht dessen, was der Film sein will, zu verschmerzen. Denn „Shazam!“ kontrastiert die üblichen Comicfilme mit einer Leichtigkeit, die sonst nur schwer in diesem Genre gefunden werden kann und hebt sich gelungen von den durchschnittlichen Marvel-Verfilmungen und den düsteren DC-Streifen ab.
 
 

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