Friedhof der Kuscheltiere

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Forumseintrag zu „Friedhof der Kuscheltiere“ von susn

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susn (05.04.2019 22:31) Bewertung
Vergebene Chance für einen Klassiker
Exklusiv für Uncut
Der erste Versuch in den 80ern ging nicht so ganz auf, jetzt wollten es die Regisseure Kevin Kölsch und Dennis Widmyer nochmals ganz genau wissen. Sie legen den Stephen-King-Klassiker „Friedhof der Kuscheltiere“ erneut als Film auf. Der Cast, angeführt von einem wie immer wunderbaren Jason Clarke und der beeindruckenden Jeté Laurence als seine Tochter, darf sich erneut mit Untoten von einem alten Indianerfriedhof herumschlagen. So neu der Film, so altbacken jedoch die Inszenierung.

Wie gehabt zieht der Arzt Louis Creed (Jason Clarke) mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz), seiner Tochter Ellie (Jeté Laurence) und Sohn Gage aus der Großstadt in das stressbefreite Maine. Das Haus, an dem eine Lastwagenschnellstraße vorbeiführt, wirkt auf den ersten Moment sehr idyllisch doch der Schein trügt. Eine Prozession maskierter Kinder, die einen toten Hund verscharren, erregt Ellies Aufmerksamkeit. Wie der ältere Nachbar Jud (John Lithgow) erklärt, befindet sich auf dem Grund der Creeds ein Haustierfriedhof. Gleichzeitig warnt er Ellie auch, nie über die Barrikade von alten Baumstämmen zu klettern.

Diese Warnung wird Jud jedoch bald selber brechen, als Ellies geliebte Katze Church von einem Laster überfahren wird. Rachel, die sich selbst die Schuld am Tod ihrer Schwester in jungen Jahren gibt, kann mit dem Thema Tod vor ihren Kindern nicht umgehen, sie und Louis erzählen ihrer Tochter stattdessen die Katze wäre weggelaufen. Jud, der Louis beim Begraben helfen will, bietet ihm schließlich eine andere Lösung. Er nimmt den Mann und die tote Katze über den Friedhof und die Barrikade hinaus in einen unwirklich wirkenden Teil des Waldes, um sie dort zu begraben. Am nächsten Tag ist die Katze wieder lebendig, aber aggressiv und furchteinflößend. Und Louis hat somit genau das getan, vor dem ihn der Geist eines Opfers auf seinem OP-Tisch gewarnt hat. Er hat die Schwelle zwischen den Lebenden und den Toten unterbrochen. Und Church ist nicht das letzte Familienmitglied, das diese Schwelle übertreten wird.

So viel Hype, aber so wenig Payoff. Der Film trägt der Geschichte, nach einem starken Auftakt, leider nicht viel neues bei. Statt ein stimmungsvolles Tableau zu formen, sich mit Tod und Verlust auseinanderzusetzen und eine entsprechende Aura zu entzünden, ist der Film seinen old-school Scare Jumps verpflichtet und inszeniert jede Konfrontation mit den Untoten nach Schema F. Selbst die Rückblenden an Rachels Schwester, die an einer deformierten Wirbelsäule litt, wirkt wie ein Abziehbild von „Der Exorzist“ statt wirklich einen eigenen Zugang zu finden.

Kölsch und Widmyer halten sich auch in der Ausgangssituation an das Buch, der zweite Akt schwingt in eine neue Interpretation des Buches um, ändert Handlungsstränge und schafft somit neue Motivationen und Entwicklungen. Das ist zum Teil originell und funktioniert besser als im alten Film, andererseits bleiben so viele Stränge fragwürdig und unterentwickelt. Dass etwa Victors (Obssa Ahmed) Geist von einem seiner Kinder gesehen und begleitet wird, ohne dass dies noch einmal relevant wird, wirkt wie vieles andere wie „diese Szene aus dem einem anderen Film“. Beitragen zu „Friedhof der Kuscheltiere“ tut sie aber wenig.

Das Ende ist somit auch etwas überstürzt und ohne klare Botschaft. Das mag vielleicht in manchen Fällen provokant und originell sein, hier wirkt es als hätte der Cutter irgendwann nach 100 Minuten die Lust verloren und abgebrochen. Eine vergebene Chance, vor allem wenn man bedenkt, welchen Auftrieb King gerade erst wieder mit der It-Verfilmung und der Serie Castle Rock hatte.
 
 

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