Forumseintrag zu „Wildlife“ von Stadtneurotikerin

Paul Dano ist ein weiterer Schauspieler, der seine jahrelange Erfahrung vor der Kamera dazu nutzt, selbst unter die Regisseure zu gehen. Für sein Regiedebüt wählte er eine Adaption von Richard Fords gleichnamigen Roman. Doch den Regiestuhl einzusitzen war nicht die einzige neue Herausforderung für Dano. Er schrieb auch das Drehbuch zum Film, jedoch nicht ohne die Hilfe seiner Lebensgefährtin und Schauspielerin Zoe Kazan, die bereits 2012 für „Ruby Sparks“ unter die Drehbuchautorinnen ging.

Das Drama handelt von einer Familie in den 1960er Jahren, die getrennte Wege geht. Der Vater (Jake Gyllenhaal) ist frisch entlassen und sein Ego leidet darunter, dass er als Familienoberhaupt seine Familie nicht versorgen kann. Um sich wieder als echter Mann zu fühlen und etwas Geld zu verdienen, tritt er einer Gruppe Feuerwehrmänner bei, die tobende Waldbrände am Standrand bekämpft. Seine Frau Jeanette (Carey Mulligan) fühlt sich im Stich gelassen und versucht ihr Leben aus Angst, dass ihr Mann nicht lebend zurückkehrt, neu zu regeln. In der patriarchalen Gesellschaft der 60er bedeutet das allen voran einen neuen Mann zu finden, der sich um sie und ihren Sohn Joe kümmert.

Der Teenager Joe steht im Zentrum dieser auseinanderdriftenden Familie und ihm ist wenig Handlungsspielraum geboten. Es bleibt ihm nicht viel übrig, als dabei zuzusehen wie der Waldbrand metaphorisch auch in seiner eigenen Familie wütet und diese zerstört. Seine Passivität gibt im Film ein wenig den Ton an, was „Wildfire“ sehr ruhig, langsam und an manchen stellen auch etwas langatmig gestaltet. Carey Mulligan dagegen ist das Fegefeuer, das dem Film etwas Leben einhaucht. Aktiv bemüht sie sich mit allen Mitteln, dass für sie und ihren Sohn gesorgt wird – aber auf eine Weise, der man mit Unwohlsein begegnet. Das Jeanette nicht die perfekte, glatte Ehefrau aus den 60ern ist, gibt Carey Mulligan nur noch mehr Gelegenheit ihr Schauspieltalent unter Beweis zu stellen.

Paul Danos Regiedebüt ist ein ruhiges, aber gelungenes Drama, das etwas mehr Aufregung vertragen hätte. Jedoch punktet „Wildlife“ mit einer mutigen Frauenrolle, die Carey Mulligan zur Glanzleistung inspiriert hat.