Le livre d'image - The Image Book

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Forumseintrag zu „Le livre d'image - The Image Book“ von Nina Isele

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Nina Isele (08.01.2019 11:26) Bewertung
Politisch politische Filme machen
Zwei von Godards Forderungen aus dem Manifest "Was tun?" ("Que faire?") aus dem Jahre 1970 lauten: 1. Wir müssen politische Filme machen, und 2. Wir müssen politisch Filme machen. Diese zwei Ansprüche hat er in dem Zitatenmosaik von "Le livre d'image" durchaus erfüllt. Erstens hat er sich ein politisches Thema - Arabien - ausgesucht und zweitens hat er mit seiner harten & zerstückelten Montage ein experimentelles Werk geschaffen, das nur Hartgesottene durchstehen (zumindest in der ersten Hälfte, dann wird Godard gnädiger).

Die filmischen Zitate stammen aus unterschiedlichen Filmen aus diversen Ländern, so hört man zahlreiche Sprachen; doch die Sequenzen & Tonaufnahmen sind so kurz gehalten, dass man kaum den Sinn dahinter erkennen kann. Wenig hilfreich ist dabei auch, dass Ton & Bild meist nicht zusammenpassen oder nicht zeitgleich abgespielt werden. Darunter stechen jedoch einige Passagen europäischer Filmklassikern heraus wie die berüchtigte Augensezierszene aus "Un chien andalou" von Luis Buñuel, die Folterszene aus "Roma città aperta" von Roberto Rosselini, eine kurze Sequenz aus "La strada" von Federico Fellini und aus dem Dunkeln des schwarzen Bildschirms bzw. während des Abspanns (vor Filmende!) treten auch die Stimmen der letzten Zeilen von Godards eigenem Film "Le mèpris" hervor.

Doch der ikonische Filmemacher baut nicht nur Bilder aus fiktiven Werken (auch nichtfilmische wie Gemälde) ein, sondern auch Dokumentaraufnahmen vom Krieg und vor allem von Arabien. In diesem zweiten Teil spricht er die großen Themen wie Macht, Armut & Reichtum und Krieg an. Damit lässt Godard dann endlich ein Motiv hinter seiner neuesten Arbeit durchscheinen und der Film wird verständlicher und erzählerischer, auch mithilfe seines Off-Monologs. Ein Satz daraus hallt noch besonders nach dem Verlassen des Kinosaals nach, der an die Nachricht von Paul McCartneys neuem Lied "People Want Peace" erinnert: Das Volk möchte in Frieden leben.
 
 

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