Forumseintrag zu „Am Strand“ von Lex217

Sehr gut gespielt und mit eindringlichen Szenen, die mal schmerzhaft und dann wieder wunderschön berühren, verschließt sich die Verfilmung einer eindeutigen Interpretation, so wie eben auch McEwans Romane auf das zutiefst Menschliche und dessen Komplexität fokussieren und es daher keine "Wahrheit" geben kann. Insofern regt "Am Strand" zum Nachdenken an und jede individuelle Perspektive wird wahrscheinlich etwas anderes herausfiltern und mitnehmen.

In meiner persönlichen Perspektive war ich von einem großen Teil des Films unangenehm berührt bis genervt, weil mir der emotionale Zugang zu diesen beiden verwirrten Figuren im England der frühen 60er gefehlt hat - oder besser gesagt zu ihrem speziellen Problem mit ihrer Hochzeitsnacht. Da durch die vielen Rückblenden und das gute Spiel der Darsteller aber alles sehr interessant bleibt, habe ich nicht aufgehört zu versuchen mich darauf einzulassen - und im letzten Teil des Films hat sich das dann auch gelohnt. Was auch ein langer Epilog zum Hauptgeschehen sein könnte, hat sich für mich als stille Katharsis und Auflösung des Vorigen entpuppt. Weil McEwan bei aller Bitterkeit genau weiß, was "Leben" heißt, nämlich auch die vergehende Zeit, die Entwicklung von Menschen, die Veränderung.

Das Buch lese ich demnächst dann, auch dazu hat mich der Film motiviert.