In „normale“ Filme kann man immer gehen, Festivals sind für das schräge Zeugs da, das man sonst unterm Jahr mühsam aus dem Internet kletzeln muss. Ausserdem klangen Filmauschnitt und Kurztext zu diesem Double-Feature mit den neuesten Werken von Guy Maddin sehr amüsierlich. Also quasi als Mehlspeise zum Nachmittagskaffeetscherl, 2 x Filmkunst bittesehr.
Gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, auch wenn die beiden Werke sehr unterschiedlich sind: Hier geht’s zur Kritik des Kurzfilms „
Accidence“. „The Green Fog“ , mit knapp über einer Stunde Länge der Hauptteil des Programms, ist ein „Found Footage Film“. Für ihn wurden also keine neuen Szenen gedreht, sondern ausschließlich mit vorhandenem Material gearbeitet. So etwas funktioniert meines Erachtens nur dann, wenn sich der Filmemacher (hier Guy Maddin in Zusammenarbeit mit Galen Johnson und Evan Johnson) neben der Zurschaustellung seines überragenden Filmwissens nicht vergisst, eine Geschichte zu erzählen. Unterhaltungsbedürfnis und Kunst schließen einander nicht aus.
Enormes Filmwissen ist bei Guy Maddin gegeben (er war eigentlich nur leidenschaftlicher Filmschauer und hat erst auf Drängen von Freunden begonnen selbst Filme zu machen). Das mit der Unterhaltung schafft er aber auch, und zwar indem er sich tatsächlich auferlegt eine Geschichte mit den zusammengesuchten Schnipseln zu erzählen. Dass es die von Hitchcocks „Vertigo“ sein soll, wurde mir während der Vorstellung ehrlich gesagt nicht ganz klar, aber fadisiert hab ich mich trotzdem nicht. Maddin schafft es mit idealtypischen Szenen aus mehr oder weniger bekannten Suspensefilmen der 1940er bis 90er perfekt die Stimmung dieses Genres zu imitieren, allerdings ergänzt um den ironischen Unterton eines Rückblicks aus der Jetztzeit.
Und so kams tatsächlich, dass der ausverkaufte Nachmittagssaal des Filmmuseums im Chor immer wieder vor Lachen gescheppert hat wenn brenzlige Situationen mit Karl Malden auf Beziehungsdramen aus „Falcon Crest“ trafen (der eine Schnarcher zwei Reihen hinter mir hat vermutlich zu intensiv in den Staatsfeiertag hineingefeiert).
„The Green Fog“ lief auf der Viennale im Double-Feature mit dem Kurzfilm „
Accidence“.
