Batman: Gotham by Gaslight

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Forumseintrag zu „Batman: Gotham by Gaslight“ von Thorsten

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Thorsten (16.02.2018 15:23) Bewertung
Batman v Jack the Ripper
Eldritch Advice
„Gotham by Gaslight“ ist ein von Brian Augustyn verfasster und Mike Mignola gezeichneter Graphic Novel, der im Jahr 1989 das Licht dieser Welt erblickte und die Comicwelt im Sturm eroberte. Sein Erfolg rief die berühmte „Elseworlds“ Prägung von DC Comics ins Leben. Obwohl „Gotham by Gaslight“ im Erstdruck nicht über dieses Label verfügte, ist dieses Werk allgemein als die erste „Elseworlds“ Veröffentlichung anerkannt. In dieser Publikationsreihe haben Autoren die Möglichkeit Geschichten mit ikonischen DC Charakteren abseits der Kontinuität ihres Mainstream-Universums zu erzählen. „Gotham by Gaslight“ verschlägt Batman in das Viktorianische Zeitalter, wo er sich im Jahr 1889 dem berüchtigten Serienmörder Jack the Ripper stellen muss. Da sich diese Geschichte nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, war es nicht verwunderlich, dass Warner Bros. Animation im Herbst 2017 die Veröffentlichung einer animierter Adaption dieses Graphic Novels für Februar 2018 ankündigte.

Gotham ist in Aufruhr. Mehr und mehr Frauenleichen werden in den Straßen der Stadt aufgefunden. Die Art und Weise ihres Todes führt zu der schrecklichen Vermutung, dass niemand geringeres als Jack the Ripper hinter diesen Taten steckt und somit seine Mordserie auf US-amerikanischen Boden fortsetzt. Doch Gotham ist nicht hilflos. Hier gehört die Nacht nicht mehr länger der falschen Seite des Gesetzes, sondern jenem mysteriösen Beschützer, den die Bewohner dieser Stadt ehrfürchtig als Batman bezeichnen. Somit beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Batman und Jack the Ripper bei dem nicht immer klar ersichtlich ist wer hier eigentlich wen jagt. Um als Sieger aus diesem Duell hervorzugehen, muss Batman nicht bloß seine Kampfkunst zur Schau stellen, sondern darüber hinaus beweisen, dass er wirklich der größte Detektiv aller Zeiten ist.

Ich muss sagen … mir gefällt diese Umsetzung besser als der Graphic Novel.

Was mich neben der interessanten Prämisse schon immer an diesem Graphic Novel faszinierte, sind die grandiosen Zeichnungen des „Hellboy“ Erschaffers Mike Mignola. Der berühmte Autor Alan Moore bezeichnete seinen Stil einst trefflich als „Deutscher Expressionismus trifft auf Jack Kirby“. Mignola schafft es stets einen harmonischen Kontrast zwischen Schatten und schrillen Farben herzustellen und gilt heutzutage zurecht als einer der besten Künstler im Comicbereich. In dieser Animationsfilm Umsetzung sucht man seine Handschrift jedoch vergebens. Ein Fakt der mich zunächst störte. Es brauchte seine Zeit bis ich den Stil der Adaption vollends akzeptieren konnte. Letztendlich kam ich aber zu dem Entschluss, dass es eine klügere Entscheidung war einen eigenen Weg zu gehen als eine bestenfalls mittelprächtige Kopie der Vorlage zu schaffen. Für eine Direct-To-Video Produktion kann sich die Qualität der Animationen durchaus sehen lassen und befindet sich damit auf dem gewohnt hohen Niveau der meisten Warner Bros. Animation Veröffentlichungen. Weiters schafft es der atmosphärische Soundtrack von Frederik Wiedmann hervorzustechen indem er das düstere, mitunter schaurige Ambiente des Films perfekt in seiner Musik einfängt.

Die Umsetzung übernimmt lediglich die Rahmenhandlung der Vorlage. So tauchen etwa wichtige Charaktere aus dem Graphic Novel nicht in seiner Verfilmung auf, während dafür neue Figuren der Geschichte hinzugefügt wurden. Dank der Unmenge an Personen in der „Bat Family“ und der „Schurkengalerie“ des „Dunklen Ritters“, konnte Drehbuchautor James Krieg dabei aus dem Vollen schöpfen. Bei solch radikalen Veränderungen kann das Pendel natürlich in beide Richtungen ausschlagen. Bis auf Poison Ivys Kurzauftritt, gehöre ich zu jener Seite die Gefallen an diesen Abweichungen gefunden hat. Ebenso positiv fiel mir das Ensemble der Sprecher auf. Bruce Greenwood, der bereits in der Serie „Young Justice“ die Stimme von Batman war, übernimmt in gewohnter Souveränität erneut den Part des „Caped Crusaders“. Ebenso souverän läuft Jennifer Carpenters Debüt als Catwoman ab. Carpenter gefiel mir bereits als Schauspielerin sehr gut und es ist mir eine Freunde, dass ihre Stimme nun ein Bestandteil des DC-Universums ist.

Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

Es mag eine missliebige Meinung sein, aber abseits der guten Prämisse und der grandiosen Zeichnungen von Mike Mignola, finde ich den Graphic Novel höchst mittelmäßig. Das Ende war viel zu vorhersehbar und die Geschichte wenig fesselnd. Dem Animationsfilm gelingt es nicht nur diese Probleme zu beseitigen, sondern zudem mich auf eine positive Art und Weise zu überraschen. Es wurden alle Vorteile die das „Elseworlds“ Label so mit sich bringt auf eine hervorragende Art und Weise genutzt und in einer wunderbaren, erwachsenen Geschichte zusammengefasst. Diese repräsentiert nicht bloß alle Aspekte Batmans, sondern huldigt zudem seinen berühmten Vorbildern Sherlock Holmes und Harry Houdini.

Dies ist genau der Film den Regisseur Sam Liu nach seinem „The Killing Joke“ Debakel benötigte. Er scheint sich die Kritik daran nicht nur zu Herzen genommen, sondern ferner einiges daraus gelernt zu haben. Ein Lernfortschritt der durchaus ersichtlich ist. Wie „The Killing Joke“ ist auch „Gotham by Gaslight“ eine eher kurze Geschichte, die sich für einen 80minütigen Film nicht 1:1 umsetzten lässt. In „The Killing Joke“ beging Liu den Fehler den Graphic Novel nahezu 1:1 zu adaptieren und die restliche Laufzeit mit einem enttäuschenden Batgirl Präludium zu füllen. „Batman: Gotham by Gaslight“ ist ein perfektes Beispiel dafür wie man mit den nötigen Änderungen aus einer kurzen, und meiner Meinung nach mittelmäßigen, Geschichte einen unterhaltsamen und spannenden Film macht. Diese aufgefrischte Variante schaffte es mich zu überzeugen sowie in den richtigen Momenten zu überraschen. Deshalb ist „Batman: Gotham by Gaslight“ eines freitäglichen Filmabends würdig!

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