Human, Space, Time and Human

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Forumseintrag zu „Human, Space, Time and Human“ von deutobald

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deutobald (24.02.2018 15:01) Bewertung
Platte Parabel in Wolkenkuckucksheim
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
Man nehme einen Querschnitt durch die menschliche Gesellschaft (ein paar Verbrecher, einen Politiker, Prostituierte, Mitläufer, natürlich einige wenige Rechtschaffene und - ganz wichtig - eine enigmatisch-demütige Vaterfigur), setze sie in einen abgeschlossenen Container („Hey, warum nicht mal ein Schiff das grundlos auf den Meeren kreuzt?“) und fertig ist das Menschheitsexperiment. Damit das ganze dann auch für den größten Skeptiker eine Metaebene erhält, schadets nicht, wenn man das Schiff ab Kapitel zwei durch die Wolken, statt durch Wellen fahren lässt. Auch kann von den Figuren dann keine flüchten.

Das also ist das Setting. In diesem lässt nun Kim Ki-duk seine Pappenheimer aufeinander los. Fast ab der ersten Minute wird frisch drauf los vergewaltigt, korrumpiert, bedroht, bestochen, verprügelt und gemordet. Ganz wie in der wirklichen Welt. Die wenigen moralisch integren Figuren werden bald mal ausgeschaltet und damit die verbleibenden 100 Minuten nicht allzu fad werden, wird kontinuierlich an der Gewaltschraube gedreht. Je nachdem wie man als Zuschauer nun veranlagt ist verkriecht mans sich dann irgendwann hinterm Vordersitz mit zugestopften Ohren oder beginnt sich zu langweilen, angesichts des x-ten abgehackten Körperteils. Worauf das ganze hinausläuft ist relativ bald klar (Na, erraten sie für wen der schweigsame Alte steht? Ein Tipp: derweil die anderen sich schlachten, pflanzt er in Joghurtbechern Nahrungsmittel und züchtet Hühner aus Frühstückseiern). Klar die Welt in der Krise braucht dringend von der Kunst den Spiegel vorgehalten und idealerweise auch den einen oder anderen Lösungsansatz serviert. Trotzdem wird man den Verdacht nicht los, dass es Kim Ki-duk mehr um die Freude an der Darstellung sexueller und körperlicher Gewalt geht, als um die Entlarvung der Mechanismen dahinter.

Und so kann man „Inkan, gongkan, sikan grigo inkan“ getrost im Kisterl „Splatterkabarett“ ablegen und ohne bleibenden Eindruck seiner Wege gehen.
 
 

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