Horizonti

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Forumseintrag zu „Horizonti“ von chrosTV

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chrosTV (28.02.2018 12:49) Bewertung
Die Nachwehen einer gescheiterten Ehe
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
Bis vor kurzem war das Kino Georgiens noch ein blinder Fleck in meinem mentalen Filmlexikon. Das änderte sich jedoch vor wenigen Tagen, als ich mir im Rahmen des Panorama-Programms der diesjährigen Berlinale das Drama „Horizonti“ von Regisseur Tinatin Kajrishvili anschauen konnte.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte Giorgi noch keinen Grund zur Sorge. Er lebte mit seiner Frau und seinen Kindern ein glückliches Familienleben inmitten Georgiens Hauptstadt Tiflis. Die Trennung seiner Frau konnte er jedoch psychisch schwer verkraften. Um einen Neuanfang zu starten, zieht er auf eine kleine Insel, auf der er sich von seiner Vergangenheit isolieren möchte. Dort macht er sich in einer Hütte sesshaft, wird jedoch schon bald von seiner eigenen Einsamkeit eingeholt.

Herausgekommen ist dabei ein ruhig erzähltes Drama, dessen Tristesse besonders gut durch die unterkühlten Aufnahmen eingefangen wurde. Auf ästhetischer Ebene kann man dem Film allgemein wenig vorwerfen. Ob nun die grau gehaltene Farbpalette oder die beklemmenden Einstellungen der tristen Szenerie - die gesamte Optik des Films gibt die Einsamkeit und Verzweiflung von Giorgi gekonnt wieder.

Das emotionale Dasein des Protagonisten wäre aber kaum derart deutlich einsehbar, wäre da nicht das beachtliche Spiel von Hauptdarsteller George Bochorishvili. Dieser schafft es ohne viele Worte den inneren Konflikt, den Giorgi nach der Trennung mit sich selbst ausbaden muss, überzeugend darzustellen. Sein Spiel gibt dem Zuschauer mehr Einblick in die Psyche des Hauptcharakters als es das Skript eigentlich zulassen würde.

Hier wären wir schon beim großen Kritikpunkt angelangt: dem Skript. Es wirkt so, als hätte das Drehbuch zuerst zu einem Kurzfilm gehört und wäre dann einfach in Langfilm-Form gestreckt worden. Die Themen des Films rund um Einsamkeit und Eifersucht wiederholen sich ab einem gewissen Punkt nur noch und können lediglich ob der exzellenten Schauspielleistungen und inszenatorischen Tricks das Interesse des Zuschauers aufrecht erhalten. Lediglich der Konflikt Giorgis zu seiner Ex-Frau, die trotz der gescheiterten Ehe, noch in Kontakt mit ihm bleiben möchte, bringt immerhin ein wenig Schwung in das Tempo des Films.

Besonders ärgerlich sind die finalen 20 Minuten, in denen sehr stark mit erhobenem Zeigefinger hantiert wurde, was dem Ende einen unerträglich pathetischen Beigeschmack gibt.

Fazit: Das georgische Drama „Horizonti“ weiß handwerklich und darstellerisch durchwegs zu punkten, hätte aber narrativ wohl mehr in Form eines Kurzfilms hergegeben.
 
 

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