Die Bestie aus dem Weltraum

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Forumseintrag zu „Die Bestie aus dem Weltraum“ von Thorsten

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Thorsten (26.01.2018 22:25) Bewertung
Im Weltall hört dich niemand stöhnen.
Eldritch Advice
Während den Dreharbeiten zum allerersten „Star Wars“ teilte George Lucas Carrie Fisher mit, dass sie ihren Büstenhalter, der sich unter ihrem ikonischen weißen Kleid befand, loswerden soll; denn schließlich trägt man im Weltraum keine Unterwäsche. Etwa drei Jahre später, im Jahr 1980, dachte sich der italienische Regisseur Alfonso Brescia wohl, dass „keine Unterwäsche“ zwar durchaus reizend, aber keine Kleidung umso erotischer wäre. Kein dummer Gedanke, insbesondere wenn man bedenkt, dass er für seine geplante Weltraumoper die finnische Sexbombe Sirpa Lane bereits unter Vertrag hatte … und genau so dürfte „Die Bestie aus dem Weltraum“ entstanden sein.

In ferner Zukunft machte sich die Menschheit dazu auf den Weltraum zu erobern. Dabei ringen zwei mächtige Fraktionen um die Vorherrschaft: Die Galaktische Flotte und die Handelsföderation. Die Lage spitzt sich zu als auf dem Planeten Lorigon das rare Mineral Antalium entdeckt wird. Beide Seiten entsenden schleunigst eine Expedition. Jene der Galaktischen Flotte wird vom charismatischen Kapitän Larry Madison und seiner bezaubernden Begleiterin Sondra Richardson geleitet, während die Handelsföderation den Halunken Juan Cardoso ins Gefecht schickt. Auf Lorigon müssen beide Expeditionen allerdings erkennen, dass es dort eine noch größere Bedrohung als ihre Rivalen gibt.

Ich muss sagen … dies ist eine italienische Fließbandproduktion mit Charme.

Alfonso Brescia gehörte zu jener Riege italienischer Filmemacher die in bis zu fünf Filmen pro Jahr das Zepter führten. Steht man auf „Italo-Trash“ der 70er und 80er Jahre, dann ist die Chance groß einige dieser Filme bereits gesehen zu haben. Obwohl in „Die Bestie aus dem Weltraum“ Lichtschwerter geschwungen und Weltraumschlachten geschlagen werden, würde ich diese Produktion nicht als totale „Star Wars“-Kopie bezeichnen, da der Plot mehr an Science Fiction Klassiker der 50er Jahre wie etwa „Alarm im Weltall“ erinnert; mit dem Unterschied, dass diese klassische Narration durch zahlreiche Soft-Core Szenen erweitert wurde. Gespart hat man dafür an den Effekten. Selbst die Kreativität eines Brescia konnte das geringe Budget dieses Werks nicht verbergen und die schlechte Arbeit in der Nachbearbeitung tat ihr Übriges. Dies ist besonders bei den nachträglich eingefügten Szenen die nicht mit den Schauspielern gedreht wurden ersichtlich. Was nach einer Katastrophe klingt, funktioniert dann aber mit viel italienischen Charme und durch den betörenden „Synthie-Score“ von Marcello Giombini doch irgendwie

Habt ihr jemals von der Tragödie von Sirpa Lane gehört? Nein. Das dachte ich mir. Es ist nicht die Art von Geschichte, die im Filmgeschäft gerne erzählt wird. In den 70er Jahren wurde Lane als die „nächste Bardot“ angepriesen, hat danach aber nie den Durchbruch geschafft und war im weiteren Verlauf auf erotische Rollen in italienischen B-Movies angewiesen. 1999 starb sie mit nur 46 Jahren, viel zu jung, an HIV. Lane war eine Frau von herausragender Schönheit und konnte durch ihre Präsenz jeden ihrer Filme aufwerten. In ihrer Rolle als Sondra war sie zwar nicht die Protagonistin, aber sehr wohl das Gesicht dieses Films. Die Hauptrolle von „Die Bestie aus dem Weltraum“ hatte Vassili Karis inne. Er war der Star zahlreicher „Spaghetti Western“ und spielte Kapitän Madison dadurch auch wie einen Revolverhelden; ein Gewinn für diesen Film! Sein Rivale Cardosa wurde von Schauspiel-Veteran Venantino Venantini in einer gewohnt routinierten Darbietung dargestellt. Diesen drei Darstellern gelang es den Film zu tragen.

Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

Habt ihr euch jemals leidvoll gefragt: „Wieso gibt es bloß so viele Handelsdispute und Romanzen in Science Fiction Filmen?“ Falls ja, dann sorgt „Die Bestie aus dem Weltraum“ für Abhilfe! Handelsdispute werden mit der Faust und Romanzen mit einem anderen Körperteil rasch gelöst. Aber insbesondere letzteres zieht sich im Laufe des Films auch ordentlich in die Länge, bleibt durch seine Skurrilität aber zumindest unterhaltsam. Mein persönliches Highlight sind die Dialoge. Diese befinden sich so fernab des alltäglichen Lebens und sind derart abgedroschen, dass man sich köstlich darüber amüsieren kann.

Diese Produktion hat mich sowohl zum Lachen gebracht als auch durch seinen großartigen Soundtrack zumindest ein klein wenig verzaubert. Darüber hinaus ist das Mitwirken von Sirpa Lane freilich ein Plus! Ergibt dies alles zusammen einen guten Film? Nein, aber unterhaltsam ist er. Hinterfragt man gerne die Existenzberechtigung von so mancher Trashperle, dann ist dieses Werk nicht zu empfehlen. Hat man allerdings ein Faible für den filmischen Schund dieser Welt und ergänzt seine Alltagsgespräche gerne mit bizarren Filmzitaten, dann ist man hier richtig! Für mich jedenfalls ist „Die Bestie aus dem Weltraum“ eines freitäglichen Filmabends würdig!

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