Christopher Robin

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Forumseintrag zu „Christopher Robin“ von susn

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susn (30.08.2018 11:31) Bewertung
Gut gemachtes aber unspektakuläres Bären-Abenteuer
Im finanziellen Siegeszug der Disney-Realverfilmungen reiht sich seit diesen Monat ein weiterer Kandidat an. In „Christopher Robin“ trifft die inzwischen erwachsene Titelfigur eines Tages wieder auf seine plüschigen Gefährten Winnie the Pooh und Co. Ähnlich wie schon in „Hook“ und Mary Poppins muss der erwachsene Mann hier lernen, die böse, gierige Welt der Erwachsenen hinter sich zu lassen und seine kindliche Leidenschaft wieder zu entdecken. Eine Aufgabe, die der Film ohne gröbere Komplikationen meistert, sich aber auch letztendlich inhaltlich nicht besonders hervorhebt.

Christopher Robin (Ewan McGregor) ist von dem Jungen, der zu Beginn des Films seine Freunde verlassen muss da er aufs Internat geschickt wird, zum Familienvater mit überfordernden Job in einer Kofferfabrik geworden. Der einstige Freigeist hat jedoch im Zuge seiner Karriere diese Freiheit aufgegeben und beugt sich dem Geist der harten Arbeit und der Überstunden, sehr zum Missfallen seiner Frau Evelyn (Hayley Atwell) und seiner Tochter Madeline (Bronte Carmichael). Als Christopher Robin eines Wochenendes wieder einmal Extraschichten einschieben muss, fährt Evelyn mit ihrer Tochter alleine ins Cottage in Sussex. Dort, in einer Parallelwelt im Hundertmorgenwald, wacht sein alter Gefährte Pooh eines Tages auf und merkt, dass all seine Freunde verschwunden sind. Er macht sich daraufhin auf die Suche nach Christoper Robin und findet ihn in London. Äußert widerwillig macht sich dieser mit Pooh auf den Weg nach Sussex. Doch im Laufe des Wochenendes wird sich dem gestressten Geschäftsmann zeigen, dass durch „Nichts tun“ oft noch immer die besten Dinge passieren.

Wenn man als Zuseher davon absieht, wie tragisch eigentlich die wahre Geschichte des historischen Christopher Robin Milne war, dem offenbart sich hier ein nettes und safe inszeniertes kleines Märchen. Die Handlung schert nicht unnötig aus, die Dialoge sind unterhaltsam aber auch etwas vorhersehbar. Das Production Design hätte jedoch etwas mehr Liebe vertragen können. Der Hundertmorgenwald wirkt etwas banal und die Animatoren konnten sich in den Figuren auch nicht entscheiden ob sie auf realistisch (Owl und Rabbit), oder auf Stofftier-Look (Pooh, Tigger und der Rest) animieren sollen.

Inhaltlich klaut der Film bei thematisch verwandten Vorgängern. Die Rückkehr des verlorenen Sohns in die Fantasiewelt und die erneute Übernahme des Zepters erinnern an Robin Williams Peter Pan in „Hook“. Da wie dort sind es auch die eigenen Kinder, die entscheidend zu der Läuterung des Vaters beitragen. Die Szenen in der Halsabschneider-Firma erinnern an Mary Poppins‘ Mr. Banks, der sich dem Komitee mehrmals stellen muss. Das stört jedoch weniger als die Tatsache, dass der Film sich in seinem Mittelmaß schön bequem macht und die letzte Politur, die er so dringend notwendig gehabt hätte, verweigert.

Für Fans von Disney Filmen daher uneingeschränkt zu empfehlen, wer sich hier allerdings einen berührenden Kinderfilm mit originellen Botschaften erwartet wird eher von Gleichgültigkeit gekennzeichnet sein.
 
 

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