La mélodie

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Forumseintrag zu „La mélodie“ von tassogina

tassogina (08.01.2018 20:45) Bewertung
Die Macht der Musik
Alle diejenigen, die sich von "La Melodie" einen Lehrer-Schüler-Klamauk a la "Fack ju Göhte" erwarten, werden enttäuscht werden.
Ähnlich gut wie dieses französische Debüt des 32jährigen Regisseurs Rachid Hamid über einen ausgebrannten Geigenlehrer, der in einer Problemschule den Kindern das Geigenspiel beibringen will, hat mir seit "Good Will Hunting" kein anderer Streifen, der das Leben in einer Schule zeigt, gefallen.
Bei "La Melodie" orientiert sich der Regisseur an einem Projekt der Pariser Philharmonie, das Kindern in schwierigen Stadtteilen Instrumente zur Verfügung stellt.
Der verbitterte Berufsmusiker Simon (gespielt von Kad Merad, der vielen aus "Willkommen bei den Sch´tis" bekannt ist) trifft auf 13jährige mitten in der Pubertät, die noch nie ein Musikinstrument in der Hand hatten. Extrem berührend wird gezeigt, wie die Kinder (übrigens alles Laiendarsteller, die zusammen für den Film tatsächlich Geigenspielen lernten) mit diesem doch eher prestigereichen Instrument, das eher wohlerzogenen Sprösslingen wohlhabender und ehrgeiziger Eltern zugeordnet wird, vertraut gemacht werden.
Alles in diesem gefühlvollen Drama ist sehr glaubwürdig: Dialoge, Darsteller und Dramaturgie.
Man hört nichts Gekünsteltes: Sprache, Witze und auch die Eltern-Kind-Beziehungen sind realistisch und wirken wie echt aus dem Leben gegriffen. Ruhig wird erzählt, wie nicht nur das Leben der Halbwüchsigen sich durch die Auseinandersetzung mit dem Geigenspiel verändert. Auch der Violonist entdeckt seine verloren geglaubte Liebe zur Musik und seine Lebensfreude wieder.
"La Melodie" ist ein ergreifender, aber auch sehr witziger Film, den man gesehen haben sollte. Es geht um Respekt, Humor und Anerkennung sowie auch um die Frage, ob man nur die guten und begabten Kinder fördern soll, während die Schwächeren zurückbleiben.
Nachdenklich, jedoch warm ums Herz und optimistisch gestimmt verlässt man den Kinosaal.
 
 

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