Der Mann aus dem Eis

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Forumseintrag zu „Der Mann aus dem Eis“ von belzebub

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belzebub (19.03.2018 09:36) Bewertung
Rache, eiskalt serviert
Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Wie bei einem Krimi wurden seit seiner Entdeckung im Jahre 1991 die mysteriösen Versatzstücke der Todesumstände des Mannes aus dem Eis, besser bekannt als „Ötzi“ zusammengesetzt. Filmisch und literarisch wurden die Vorfälle um den Tod schon einige male umgesetzt. Der Regisseur Felix Randau allerdings geht mit „Der Mann aus dem Eis“ wieder eigene Wege. Um die wissenschaftlich belegten Fragmente vom Ötztal-Mann, wie Todesursache, Ausrüstungsgegenstände und Ernährung wurde ein spannender und fesselnder „Alpin-Revenant“ konstruiert.

Jungsteinzeit, vor über 5300 Jahren in den Ötztaler Alpen. Ein friedlicher Clan bewohnt ein Dorf am Flussufer. Von der Jagd und der Viehzucht lebend halten die Bewohner Rituale ab, es wird geboren und gestorben. Als der Jäger und Schamane Kelab – der Mann aus dem Eis (Jürgen Vogel) – von der Jagd ins Dorf zurückkehrt, findet er es in Trümmern wieder. Die Sippe brutal ermordet, das Dorf geplündert und drei stammesfremde Jäger ziehen ab. Ein Artefakt namens Tineka wurde gestohlen. Kelab setzt alles daran, sein Dorf zu rächen und das Artefakt wiederzubeschaffen. Durch diese Motive getrieben, führt es Kelab immer tiefer in die Wälder und immer höher über die eisigen Bergkämme, ständig auf der beschwerlichen Suche nach den drei Mördern und dem Artefakt, bis es schließlich zum unausweichlichem Showdown am Tisenjoch kommt.

Felix Randau gelingt mit „der Mann aus dem Eis“ ein bildgewaltiger und stimmiger Rache-Thriller, der die Rauheit der Natur und die der Menschen der damaligen Zeit porträtiert. Der Film wirkt durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Linguisten (Die Figuren kommunizieren im Film in einer Sprache, die an eine Urform der rätischen Sprache angelehnt ist, ohne Untertitel) sehr authentisch und zieht den Zuseher von Beginn an in seinen Bann. Die kaum erkennbaren Darsteller leisten angesichts der extremen Wetterbedingungen und der realitätsnahen Kostüme und Sprache Höchstleistungen. Die ambivalenten Entscheidungen der Protagonisten spiegeln den Überlebenskampf der unwirtlichen Zeit und Umwelt wider und sorgen dennoch für Drehungen und Wendungen in der doch sehr geradlinigen Story. Wer Filmen mit historischer Relevanz und ohne viel Hollywood-Romantik etwas abgewinnen kann, dem ist „Der Mann aus dem Eis“ sehr ans Herz zu legen. Auch Fans von Rachewestern werden hier fündig.
 
 

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