Kull, der Eroberer

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Forumseintrag zu „Kull, der Eroberer“ von Thorsten

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Thorsten (24.07.2017 21:57) Bewertung
Eldritch Advice: Kull the Conqueror (1997)
Kull von Atlantis ist ein von Robert E. Howard erschaffener Sword & Sorcery Charakter der sein Debüt in “The Shadow Kingdom" in Weird Tales im August 1929 feierte. Ursprünglich in seiner eigenen Welt heimisch, verknüpfte Howard die Geschichte von Kull mit der Hyborian Age seiner späteren und wesentlich bekannteren Kreation Conan in den 30er Jahren. Conan war es auch der 1982, durch seinen Erfolg an den Kinokassen, eine Welle an Barbaren Filmen auslöste und Arnold Schwarzenegger zum Durchbruch in Hollywood verhalf. Jedoch ebbte diese Welle nach einigen Jahren aufgrund der zahlreicher Billigproduktionen, die den Markt überfluteten, wieder ab. 1997 versuchte Raffaella De Laurentiis, Mitglied der legendären italienischen Produzentenfamilie, mit einer Adaption von Kull den Barbarenfilm wieder populär zu machen, so wie es ihr einst mit Conan gelang.

Sklave, Pirat, Abenteurer, … Der schlaue jedoch heißblütige Atlanter Kull hat vielen seiner Schicksale getrotzt und ist des Lebens als Reisender satt. Ein Platz in der legendären Drachenlegion von Valusia würde Abhilfe versprechen, wird ihm wegen seiner Herkunft allerdings verwehrt. Noch ehe Kull nach dieser Enttäuschung abreisen kann bricht Chaos aus. Borna, der König von Valusia, ist gänzlich dem Wahnsinn verfallen und beginnt nach und nach seine Nachkommen abzuschlachten. Während die Soldaten tatenlos zusehen, setzt Kull diesem Treiben eine Ende und verwundet den König dabei tödlich. Mit letzter Kraft, vollführt Borna einen finalen Akt des Wahnsinns. Er ernennt seinen Bezwinger Kull zum neuen König, wohl wissend, dass diese Entscheidung, ein instabiles Reich hinterlässt. Diesem üblen Vorzeichen zum Trotz versucht Kull mit besten Wissen und Gewissen zu regieren, während seine Feinde sich mit einem Schrecken aus längst vergangenen Zeiten verbünden um den Atlanter zu entthronen.

Ich muss sagen … Trotz vieler Mängel ist dieser Film eine Wucht!

„Kull the Conqueror” ist zweifelsohne ein Kind seiner Zeit. Meiner Meinung nach waren die späten 90er und frühen 2000er Jahre im Großen und Ganzen keine gute Zeit für Hollywood. Das CGI dieser Tage konnte selbst damals selten überzeugen und ist noch schlechter gealtert. Erschwerend dazu kommt, dass viele Studios versuchten diverse nicht jugendfreie Quellen als jugendfreie Filme zu adaptieren.“Kull the Conqueror” wird von beiden dieser Übel geplant. Folglich war dieser Film ein Flop an den US-amerikanischen Kinokassen, da er es weder vermochte sein Kernpublikum noch die breite Masse anzusprechen.. Dadurch schaffte er es auch nicht nach Europa ins Kino, sondern wurde hier direkt als VHS veröffentlicht. Schade darum, denn trotz des schlechten CGI und der verwässerten Adaption seiner literarischen Vorlage, handelt es sich dabei um einen unterhaltsamen Film, der viele Stärken hat. Der Soundtrack etwa. Ein guter Sword & Sorcery Film verfügt über einen bombastischen Soundtrack und der Soundtrack von „Kull the Conqueror“ kann sich hören lassen. Obwohl einige metallastige und, meiner Meinung nach, so gar nicht in den Film passende Stücke an der Perfektion des Scores kratzen, ist dem (2012 leider verstorbenen) Komponisten Joel Goldsmith mit Kulls Titellied ein prachtvolles und klanggewaltiges Meisterwerk gelungen. Ähnlich positiv sehe ich Arbeit an den praktischen Effekten sowie den Kostümen. Durch sie wirkt diese Welt authentisch. Da fällt es auch fast gar nicht auf, dass der Regisseur John Nicolella (am besten bekannt für seine Arbeit an der Serie Miami Vice) über keinerlei Sword & Sorcery Erfahrung verfügte.

Was den Film aber für mich wirklich rettete ist sein Cast. Der titelgebende Protagonist Kull wird von niemand Geringeres als Kevin Sorbo gespielt. Der durch die Serie „Hercules“ berühmt gewordene Sorbo mimt Kull mit dem nötigen Charisma und Scharfsinn. Der Supportcast kann sich ebenfalls sehen lassen. Tia Carrere, eine der meist unterschätzten Schauspielerinnen dieser Jahre, zeigt, dass ihr nach „True Lies“ zu Unrecht keine größeren Rollen angeboten wurden und Thomas Ian Griffith spielt einen wahrhaft schneidigen Bösewicht. Ferner gibt sich der legendäre Sven-Ole Thorsen, Veteran zweier Conan und eines Red Sonja Films, abermals in der Hyborian Age die Ehre. Dieses Mal als König Borna.

… Aber ist dieser Film trotzdem eines freitäglichen Filmabends würdig?

Nachdem ich den Film zum ersten Mal sah war ich enttäuscht. Als Robert E. Howard Fan war ich in Erwartung einer düsteren Geschichte mit mehr Schwere, aber auf jede Szene die mir gefiel, folgte eine bei der ich mit dem Kopf schütteln müsste. Erst als ich dem Film eine zweite Chance gab, konnte ich ihn wirklich genießen. Trotz all seiner Mängel, zog er gar mich magisch in seinen Bann. Der hastige Beginn und die teils lachhaften Dialoge störten mich plötzlich nicht mehr und ich fand Genugtuung an den poetischen und monumentalen Momenten. Gewöhnt man sich einmal daran, dass die Kämpfe, für das Genre untypisch, relativ unblutig sind, kann man sich an ihrer Ästhetik sattsehen.

Des Weiteren versprüht dieses Werk den Glanz einer Aventiure. Kull muss sich in zahlreichen Questen bewähren. Ausreichend um den Film interessant, aber nicht zu überladen für seine Laufzeit von 95 Minuten wirken zu lassen. “Kull the Conqueror” konnte zwar den Barbarenfilm nicht zu alter Herrlichkeit verhelfen, aber ist trotz alledem ein interessanter Genrebeitrag. Will man den Film genießen, sollte man ihn auch genau als das sehen. Ebenfalls ist es ratsam ihn nicht mit seiner literarischen Vorlage vergleichen. Ich empfehle diesen Film für actiongeladene Filmabende mit einer Hauch von Abenteuerlust. Kulls Titellied klingt nach wie vor in meinem Kopf und gebietet mir “Kull the Conqueror” eines freitäglichen Filmabends würdig zu erklären.

Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwels aus meiner Sammlung:
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