Venom

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Forumseintrag zu „Venom“ von susn


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susn (05.10.2018 10:41) Bewertung
Unfreiwillig komisches Comic-Abenteuer
Exklusiv für Uncut
Es hat ein paar Jahre gedauert, aber nach dem finanziellen Misserfolg von „The Amazing Spiderman 2“ und der Übersiedlung der Hauptfigur ins MCU als Studioleihgabe, hat sich Sony erstmals wieder an eine eigene Comicverfilmung getraut. Mit dem Fanliebling „Venom“, dessen Auftritt in Sam Raimis „Spiderman 3“ noch weniger geglückt war, bekommt der schwarze außerirdische Symbiont, der sich im Reporter Eddie Brock einnistet, nun einen eigenen Film. Der Vorreiter für eine ganze Reihe an geplanten Marvel-Ablegern täte sich jedoch keinen Gefallen daran dessen Aushängschild zu werden.

In einer Ausgangssituation, die an den ebenfalls von Sony produzierten Weltraumhorror „Life“ erinnert, befindet sich eine Rakete der „Life Foundation“ mit extraterrestrischen Lebensformen am Rückweg zu Erde. Doch zur glücklichen Landung soll es nicht kommen. Irgendetwas an Board geht schief und die Crew stürzt irgendwo in Malaysien ab. Bereits in dieser Eröffnungssequenz offenbaren sich die ersten Probleme des Films. In fast panischer Eile werden die Handlungselemente in Position gebracht. Drei von vier Symbionten können sichergestellt werden, der vierte hat sich heimlich in den einzigen Überlebenden eingenistet. Dieser übernimmt auf dem Weg ins Krankenhaus auch die Kontrolle und entkommt.

„Zombieland“-Regisseur Ruben Fleischer stellt in diesen ersten paar Minuten auch schon klar, wie er sich diesen Film vorstellt. Ganz im Stil von John Carpenter oder David Cronenberg inszeniert er die Symbionten als parasitäre Eindringlinge (auch wenn diese nicht so genannt werden wollen) und fokussiert Kamera und CGI-Budget auf die körperlichen Gräuel dieser Symbiose. Hier ein schwarzer Strahl Symbiontenmasse, der aus diversen Körperöffnungen dringt, dort die zersplitterten Knochen im Körper und die animalische Futterei, unter anderem von Köpfen und lebendigen Tieren. Bodyhorror par excellence also.

Somit ist auch klar, was dem verschmähten Journalisten Eddie Brock (Tom Hardy) blüht, als er mit einem der von der Life Foundation geretteten Symbionten in Kontakt kommt. Eddie eine exzentrischere Comicbuchversion des echten Hardys, hatte Job und Freundin Anne (Michelle Williams) verloren als er den ominösen Gründer der Life Foundation, Carlton Drake (Riz Ahmed), mit geheimen Akten seiner Freundin, die als Anwältin für die Firma arbeitet, konfrontiert. Als ihn die Life Foundation Wissenschaftlerin Dr. Dora Skirth (Jenny Slate) kontaktiert und meint, Drake würde für die Forschung an den Symbionten Menschen opfern, sieht Eddie seine Chance gekommen seinen Namen wieder reinzuwaschen.

Dass er vor Ort selber in Kontakt mit einem der Symbionten kommt ist der logische nächste Schritt und so finden nach einer Stunde endlich er und sein Alter Ego Venom zusammen. Ein Großteil der restlichen Handlung besteht ab da nur mehr aus Situationskomik und bizarren Episoden, in denen Eddie und Venom sich aneinander gewöhnen müssen. Eddie, der genüsslich im Fischtank lebenden Hummer frisst, Eddie der seinen zu lauten Nachbarn ein wenig auf Exorzismus verschreckt oder Eddie, der wie ein Verrückter durch San Francisco rennt und Selbstgespräche führt.

Das macht alles dank der teilweise absurden Dialoge herrlich überdrehten Darstellerleistung Hardys, der hier seinen persönlichen „Wickerman“ abliefert, Spaß. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass dies von den Produzenten eigentlich nicht so geplant war. Dass der zwiegespaltene Eddie leider nicht die einzige Story sein kann, taucht gegen Ende auch der anfangs verschwunden Symbiont wieder auf. Riot, Venoms Truppenführer, bemächtigt sich Drakes Körper und möchte, eh klar, die Erde zerstören. Der unweigerliche Showdown ist dann nur mehr das klassische CGI-Fest in dem Pixel etwas uninspiriert quer über die Leinwand geworfen werden. Unterhaltsam, aber nicht beeindruckend.
 
 

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