Auf Ediths Spuren

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Forumseintrag zu „Auf Ediths Spuren“ von Movies Are My Jam

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Movies Are My Jam (14.04.2017 14:21) Bewertung
Porträt einer facettenreichen Frau
Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Edith Tudor-Hart war Kommunistin, Kindergärtnerin, Bauhaus-Schülerin, Sozialfotografien und Agentin des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Noch dazu war sie dafür verantwortlich, dass einer der erfolgreichsten Doppelagenten, Kim Philby, rekrutiert wurde und half mit die Cambridge Five, einen der bekanntesten Spionageringe der Sowjetunion aufzubauen.
Regisseur Peter Stephan Jungk untersucht in dieser Dokumentation das aufregende Leben seiner Großtante und geht auch den Geheimnissen seiner eigenen Familie nach.

Mit diesem Dokumentarfilm schafft Jungk ein sehr eindrucksvolles Porträt einer äußerst beeindruckenden Frau. Eine Frau, die vor nichts zurückschreckt und an dem festhält wovon sie überzeugt ist und woran sie glaubt. Sie bildet mit ihrer Kamera als Waffe Elend und Armut ab – parallel dazu engagiert sie sich als Agentin für den KBG und fungiert als Schlüsselrolle für die Weitergabe wichtiger Nuklear-Geheimnisse an die Sowjetunion.

Der Film basiert auf der Buchvorlage „Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart“ (auf welches der Regisseur Jungk im Publikumsgespräch auch des Öfteren hingewiesen hat) und verfolgt die verschiedenen Lebensstationen (Wien, London) von Edith. Jungk führt auch diverse Interviews mit Historikern, Archivaren, ehemaligen Geheimagenten und Verwandten. Besonders spannend fand ich das Interview mit Ediths Bruder, dem leider verstorbenen österreichisch-britischen Kameramann Wolfgang Sushitzky. Er behauptete nämlich durchwegs nichts von der Agententätigkeit seiner Schwester gewusst zu haben, aber sowohl ich als auch Jungk selbst zweifeln an dieser Aussage. Denn diverse Abhörprotokolle deuten sehr eindeutig darauf hin, dass es Wolf Suschitzky war, der Edith befahl, belastende Fotografien zu zerstören.

Der Film wird fabelhaft unterstützt von schwarz-weiß Aufnahmen von Edith Tudor-Hart selbst sowie verschiedene Archivaufnahmen. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, waren die dezent eingesetzten Animationssequenzen von Meilensteinen aus Tudor-Harts Leben, zu denen es keine Fotografien gibt. Somit gelang Jungk die Gestaltung eines sehr vielseitigen und fesselnden Dokumentationsfilmes.

Aber nicht nur die rebellischen Tätigkeiten und der berufliche Werdegang dieser faszinierenden Frau werden gezeigt, sondern man bekommt auch einen guten Einblick in ihr Privatleben. Edith war seiner Zeit durchaus voraus, sie fühlte sich als Frau den Männern nicht untergeordnet, und scheute sich auch nicht davor, ihre Gedanken auszusprechen. Insgesamt ist „Auf Ediths Spuren“ ein durchaus interessanter und sehenswerter Film, bei dem man viel Neues lernt und erfährt.
 
 

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