Ugly

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Forumseintrag zu „Ugly“ von Stadtneurotikerin

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Stadtneurotikerin (05.04.2017 12:59) Bewertung
Hoffnungslos
Der Titel des Films lies schon ahnen, dass es kein all zu schönes Erlebnis werden würde, "Ugly" zu sehen. Regisseur Juri Rechinsky hat bereits 2013 in seiner gefeierten Dokumentation "Sickfuckpeolple" auf der Viennale seine Vorliebe für seelische Abgründe präsentiert. Diesmal tat er dies mit seinem ersten Spielfilm auf der Diagonale. Die Reaktionen waren sehr verschieden. Die Hälfte des Publikums war gelangweilt, die andere begeistert. Deprimiert verließen allerdings alle den Kinosaal.

Das von Ulrich Seidl produzierte Drama handelt von Mutter und Tochter, die an verschiedenen Orten (Ukraine und Österreich) leben und beide mit einem schweren Schicksalsschlag zu kämpfen haben, der auch das Leben ihrer Partner unerträglich macht. Die Mutter (wunderbar gespielt von Maria Hofstätter) hat Alzheimer und ist sich in gewissen Momenten ihres mentalen Verfalls schmerzlich bewusst. Auch die Auswirkungen ihrer Krankheit auf ihre Ehe sind für sie und für uns schwer zu ertragen. Das einst liebevolle, intime Verhältnis zu ihrem Mann ist erschüttert und entfremdet. Meilenweit weg von zuhause hat ihre Tochter einen Autounfall und liegt wochenlang in einem tristen, ukrainischen Krankenhaus, gequält von Einsamkeit und Schmerz. Einsam ist sie, obwohl ihr Mann fast die ganze Zeit über neben ihrem Bett über sie wacht und ihre vielen und lauten Schmerzensschreie erträgt, die sich nicht nur in seinen Kopf bohren, sondern auch das Publikum zur Verzweiflung bringen.

So psychisch belastend der Film inhaltlich ist, so beruhigend sind teilweise seine symmetrischen Bilder. In der Bildgestaltung von "Ugly" liegt unerwartet viel Schönheit, und dafür wurde der Film auf der Diagonal sogar ausgezeichnet. Im Wind wehende Kornfelder sind aber nicht nur schön, sie sind auch laut. Der Film spielt viel mit Ton. Dem Publikum wird viel Lärm zugemutet, was das deprimierende, an der Seele nagende Gefühl des Films gekonnt verstärkt, aber auch zu seiner Unerträglichkeit beisteuert.

"Ugly" ist wirklich nichts für jeden. Man kommt nicht umher, etwas bei dem Film zu fühlen, aber er arbeitet sehr mit Gefühlen, die die meisten von uns wohl lieber nicht fühlen wollen. Daher ist "Ugly" bestimmt kein Festival-Liebling, aber mit dem Stempel "Ulrich Seidl Productions" wird diese schwere Kost bestimmt noch zu dem Publikum finden, welches diese zu schätzen weiß.
 
 

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