Die Einsiedler

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Forumseintrag zu „Die Einsiedler“ von tassogina


tassogina (29.01.2018 13:16) Bewertung
Erschütternde Realität
Dass es mit unseren österreichischen Kleinbauern nicht zum besten bestellt ist, kann seit vielen Jahren durch diverse Medienberichte mitverfolgt werden.
Und dass gerade viele Bergbauern, die unschätzbare Arbeit für den Umweltschutz durch die Bewirtschaftung schwer zugänglicher Gebiete leisten, von staatlicher Seite her fast nicht unterstützt (siehe Fördermittel) und von der Bevölkerung kaum wertgeschätzt werden, für immer das Handtuch werfen (müssen), weiß man auch.
Ohne Zuverdienst weiterer Familienmitglieder kann kaum ein Kleinbauer mehr überleben - und von diesem schweren Los erzählt der Regisseur Ronny Trocker meisterhaft in seinem Werk "Die Einsiedler".
Wie Einsiedler leben die Altbauern Marianne (Ingrid Burkhard) und ihr Mann Rudl (Peter Mitterrutzner) auf ihrem abgeschiedenen Hof in den Bergen Südtirols. Mit zwei Rindern und einigen Ziegen halten sie sich so einigermaßen über Wasser. Ohne die monatliche finanzielle Unterstützung ihres Sohnes Albert (Andreas Lust), der auf Wunsch seiner Mutter sein geliebtes Umfeld verlassen musste um in einem Steinbruch zu arbeiten, könnten die betagten Eltern nicht überleben.
Dass ganze Unglück nimmt seinen Lauf, als der Vater beim Ausbessern des Daches zu Tode stürzt. Lange gelingt es der Mutter ihrem Sohn den Tod zu verschweigen; sie will um jeden Preis verhindern, dass er zurück kommt vom Tal und die Wirtschaft weiterführt.
Mit beinahe unmenschlicher Härte gegenüber ihrer Mitwelt, aber auch sich selbst gegenüber, versucht sie Albert vom Hof fernzuhalten.
Erst gegen Ende des Films offenbart sie sich ihrem Sohn, jetzt wird vieles klar.
Der Film besticht durch seine Kargheit - sowohl der Landschaft als auch der Sprache.
Und ist es nicht so: Wer jeden Tag arbeitet bis zum Umfallen, wer von traurigen Erlebnissen in der Vergangenheit gequält wird und Zukunftsängste hat, dem vergeht die Lust am Sprechen.
Die im Film gezeigte Realität erschüttert und macht traurig; das Spiel der drei Hauptdarsteller, aber auch aller anderen Mitwirkenden in diesem Drama, ist ausgezeichnet.
Unbedingt anschauen!!!
 
 

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