EMO the Musical

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Forumseintrag zu „EMO the Musical“ von chrosTV

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chrosTV (15.02.2017 08:25) Bewertung
„Was Jesus an Emo?“
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2017
Schwarz gekleidet, überemotional und geprägt von suizidalen Gedanken: Anfang der 2000er-Jahre verbreitete sich der Emo unter Jugendlichen weltweit als eine neue Modeerscheinung. Wie aber bei den meisten Jugendkulturen blieb der Hype rundum die „Überemotionalen“ nicht allzu lange aufrecht und scheint heutzutage wie vom Erdboden verschluckt. Im Jahre 2014 wollte der Australier Neil Triffett die einst so populäre Gruppierung aus der Versenkung zurückholen und widmete ihnen mit dem 16-minütigen High-School-Film „Emo- the Musical“ einen eigenen Kurzfilm mit selbstreferentiellen Musicaleinlagen. Drei Jahre später gelang es Triffett nun, seinen Short in einen Spielfilm mit demselben Titel zu adaptieren.

Erzählt wird die Geschichte vom Teenager Ethan, der sich selbst als Emo betrachtet. In Folge eines Suizidversuchs kommt er an eine neue High School und sieht sich dort zunächst, wie schon sein ganzes Leben lang, als Außenseiter. Schon bald stellt er aber fest, dass es an dieser Schule scheinbar noch mehr von seiner Sorte gibt und legt sich ins Zeug um in die düstere Rockband einer Emo-Gang aufgenommen zu werden. Unterdessen bekommt er auch von einer anderen christlich orientierten Schulband ein Angebot und lehnt dieses aufgrund derer unterschiedlichen Sichtweisen natürlich ab. Es dauert jedoch nicht lange und Ethan verliebt sich plötzlich in die Leadsängerin dieser Band: die immer gut aufgelegte Trinity. Da Optimismus für Emos ein wahrgewordener Alptraum ist, versucht er deren Beziehung zunächst vor seinen neuen Freunden geheim zu halten. Dieses Versteckspiel erweist sich jedoch schon bald als wahre Feuerprobe…

Es stellt sich einem natürlich die Frage: Kann ein solch skurriles Konzept auch in Langfilmform funktionieren? Nachdem ich den Film gesehen habe kann ich nun klar behaupten: „Oh ja, und wie es das kann!“ Auf unterhaltsame Art und Weise gelang es den Filmemachern, das Genre des Coming-of-Age- und des Musical-Films gekonnt zu vermischen. Ob nun Schwangerschaften, Outings oder die Entdeckung zuvor unerkannter Interessen: nahezu jedes High School-Klischee bekommt sein Fett ab und wird hier selbstironisch aufs Korn genommen. Hinzu kommen noch die absichtlich überspitzt dargestellten Gegenpole zwischen den zwei im Film porträtierten Jugendbands: den Emos und den Christen.

Mit herrlich bitterbösem schwarzen Humor verwendete man hier die übelsten Stereotype der jeweiligen Gruppierungen und baute vor allem viele Seitenhiebe gegen fundamentale Katholiken ein. Spätestens wenn gegen Ende Trinity durch einen Song die provokante Frage „Was Jesus an Emo?“ aufwirft, sollte jedem Zuschauer klar werden, dass der Film wirklich kein Blatt vor dem Mund nimmt. Allgemein wissen sämtliche Musical-Einlagen im Film durch ihren selbst-referentiellen Humor und kreative Einfälle köstlichst zu unterhalten. Zudem ist der gesamte Cast grundsolide und gibt jedem Schauspieler genug Freiraum um dessen jeweilige Figur entfalten zu lassen. Zwar weiß man schon schnell, wohin die Reise des Protagonisten schlussendlich hingehen wird, dennoch ist Neil Triffett mit „Emo- the Musical“ ein herrlich überspitztes High-School-Musical (pun intended) mit einer großen Portion Selbstironie geglückt.
 
 

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