Shape of Water

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Forumseintrag zu „Shape of Water“ von littlesuSAnshine


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littlesuSAnshine (22.10.2017 17:55) Bewertung
Ein Märchen für Erwachsene
Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
Dass Guillermo del Toro ein Faible für Monster und Fabelwesen hat, wissen wir bereits seit Langem. „Mimic“ (1997), „Pans Labyrinth“ (2006) und „Pacific Rim“ (2013) sind nur eine kleine Auswahl von del Toros Werken, in denen die reale Welt, wie wir sie kennen – oder glauben diese zu kennen – mit phantastischen Elementen versetzt wird. So auch in seinem neuen Film „The Shape Of Water“, der im August 2017 auf den Filmfestspielen von Venedig erstmals präsentiert und sogar mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.

Nach seiner Österreichpremiere im Rahmen der Viennale hörte man von einigen Anwesenden, dass „The Shape Of Water“ der gelungenste Film von del Toro seit „Pans Labyrinth“ aus dem Jahr 2006 sei. Von meiner Seite gibt es an dieser Stelle keine Einwände. Der mexikanische Regisseur kreiert eine märchenhafte Welt, die in satte Farben und wohlklingender Musik getaucht ist.

Die stumme, aber nicht taube, Protagonistin Elisa (Sally Hawkins) arbeitet nachts als Reinigungskraft in einer militärischen Forschungseinrichtung zu Zeiten des Kalten Krieges. Mit ihrer Arbeitskollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer), die mit ihren frechen Sprüchen und ihrem Non-Stop Gerede das Wortpensum für sowieso mindestens zwei Frauen erfüllt, wird es am Arbeitsplatz nie langweilig. Sie achten aufeinander und unterstützen sich in allen Angelegenheiten, wie wenn Elisa mal wieder knapp zur Arbeit kommt und Zelda bereits ihre Stempelkarte für sie bereithält. Zelda versteht ihre Freundin auch ohne Worte und merkt genau, wenn sie etwas bedrückt. Elisas bester Freund und Nachbar Giles (Richard Jenkins), der sich zwar zu Männern hingezogen fühlt, es aber im prüden, homophoben Amerika der 1950er Jahre versucht zu verstecken, ist ebenfalls immer an ihrer Seite. Am liebsten hören sie alte Platten und tanzen dazu zusammen oder unterhalten sich bei einem ungenießbaren Stück Limettentorte, während im Röhrenfernseher eine Showeinlage von Betty Gable im Hintergrund läuft. Außer Zelda und Giles hat Elisa keine sozialen Kontakte, keine Familie. Als sie sich eines Tages während Arbeit einem großen Wassertank im Labor nähert, entdeckt sie eine besondere Wasserkreatur, die von der anderen Seite der Glasscheibe ihre Blicke wahrnimmt. Das Geschöpf, welches zur einen Hälfte Mensch und zur anderen Hälfte Fisch zu sein scheint zieht Elisa vom ersten Augenblick an in ihren Bann. Sie bringt ihm jeden Tag hartgekochte Eier, tanzt für ihn und bringt ihm Gebärdensprache zur Kommunikation bei. Es entwickelt sich eine geheime Love-Story am Arbeitsplatz, die von dem Sicherheitschef der Einrichtung, der mit Michael Shannon nicht besser besetzt werden konnte, bedroht wird. Mithilfe ihrer Freunde und einem russischen Spion, der sich undercover in die Forschungseinrichtung eingeschleust hat, starten sie eine Rettungsaktion um den schönen, fremden Wassermann wieder in die Freiheit zu entlassen.

Del Toros Regiearbeit ist es zu verdanken, dass dem Publikum ein Eintauchen in den Film gelingt, sodass man fast in Versuchung kommen könnte, solch eine grenzenlos scheinende Traumwelt als eine realistische Variante unseres Planeten zu betrachten. Dass das natürlich nur absurde Hirngespinste sind, wird einem spätestens nach Abspann des Films bewusst, wenn dessen immersive Kraft schwindet und man plötzlich wieder in der Realität erwacht.

Sally Hawkins, die die Rolle der Elisa wirklich überzeugend auf die Leinwand zaubert, bringt ihre Emotionen auch ohne Worte perfekt zum Ausdruck. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und dem aus dem Amazonas gefischten, gottähnlichen Wesen, funktioniert recht gut, hätte allerdings nach meinem Geschmack noch etwas intensiver ausfallen können.

„The Shape Of Water“ ist ein Film, der (endlich mal wieder) an Guillermo del Toros Erfolge wie „Pans Labyrinth“ anknüpfen kann. Die Figuren sind liebevoll in die von ihm kreierte Welt eingebettet. Die nondiegetische Musik verschmilzt mit den Figuren, die die Melodien zum Teil sogar mitsummen oder -pfeifen, obwohl keine erklärliche Soundquelle innerhalb der diegetischen Welt existiert. Dadurch zieht der Film die Zuschauerinnen und Zuschauer noch stärker in seinen Bann.
 
 

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