Alien: Covenant

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Forumseintrag zu „Alien: Covenant“ von geronimo


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geronimo (23.05.2017 12:41) Bewertung
Fassbender to the rescue!
Ridley Scott hat nach längerer Abstinenz wieder die Regie des nunmehr sechstenTeils der Alien-Saga übernommen. Mit Alien - Covenant wird die Entstehungsgeschichte der "Aliens", die mit Prometheus begonnen hat, weitergeführt. Und allein die Rückkehr des "Großmeisters" Scott zusammen mit bahnbrechenden Schauspielern wie Michael Fassbender oder Danny McBride sorgten im Vorfeld schon für hohe Erwartungen. Wie so oft bei hohen Erwartungen, werden diese in den allerseltensten Fällen bedient. Und so folgt auch bei Alien - Covenant die Ernüchterung relativ rasch nach dem Abspann.

Ein kurzer Überblick über die Story: die Covenant, ein Raumschiff, befindet sich unterwegs zu neuen, habitablen Gefilden. Die menschliche Crew zusammen mit dem Androiden Walter (Fassbender) empfängt ein Signal von einem zuvor unentdeckten Planeten, der einerseits für Menschen bewohnbar und andererseits statt der 4-5 jährigen Reise in nur wenigen Wochen erreichbar ist. Kurzerhand wird der Kurs geändert und die Menschheit gerettet! Schön wärs, leider ist auf dem Planeten zuvor schon die Prometheus gelandet... und wir wissen ja, wie das geendet hat. So kommt was kommen muss: all hell breaks loose. Aliens nisten sich in die fremden Neuankömmlinge ein um kurz danach aus Brustkörben heraus zu brechen (in alter Alien-Manier) und den übrigen Eindringlingen den Garaus zu machen. Der einzige überlebende der Prometheus, der Androide David (ebenfalls Fassbender), war in der Zwischenzeit auch nicht untätig und hat sich mit der Genetik der "Aliens" befasst und damit herumgespielt... mit absehbaren Folgen.

Was wirklich gut gelungen ist, ist die Erklärung und Entstehungsgeschichte jener Aliens, die in den ersten Teilen Ripley und Kumpanen das Leben schwer machen. Zudem ist die schauspielerische Leistung von Fassbender in der Rolle des Davids/Walters wirklich phänomenal. Auch Danny McBride, den ich zuvor nur von Eastbound&Down gekannt habe, sorgt für eine gute Performance und spielt den Haudrauf-Cowboy, der in brenzligen Situationen mit markigen Sprüchen glänzt, wirklich gut. Zu guter letzt seien auch die düsteren und fast schon mystischen Landschaften erwähnt, die auf Großformat toll wirken.

Jedoch gibt es auch Schattenseiten. Allem voran werden die Charaktere zu wenig ausgebaut (mit Ausnahme von David). Die Mitglieder der Crew, die übrigens allesamt aus Pärchen bestehen, werden wahllos eingeführt und ihre Beweggründe und Beziehungen zueinander wenig bis garnicht erklärt. So hat sich mir zwischenzeitlich im Film die Frage aufgedrängt, wer denn nun eigentlich die Hauptpersonen sein sollen.
Der Tod eines Crewmitglieds führt dazu, dass der/die Partner/Partnerin natürlich extra niedergeschlagen ist. Jedoch nur für maximal eine Minute, dann muss der Schmerz vergessen und sich wieder konzentriert werden! Das wirkt einfach zu unglaubwürdig. Wenn schon der Tod von Crewmitgliedern die Charaktere im Film nicht juckt, wie soll das dann beim Zuschauer ankommen? Die Heroine (gespielt von Katherine Waterston) entwickelt sich von der anfänglich grauen Maus aus heiterem Himmel zur übertriebenen Alien-Vernichterin. Auch diese Entwicklung ist nicht glaubwürdig und hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Waterston ist keine Sigourney Weaver und wirkt in der Rolle der Heldin verloren.

Der Film plätschert leider ohne wirklichen Höhepunkt dahin. Hier und da sterben Crewmitglieder, die austauschbar sind und den Zuschauer rätseln lassen, wer das denn nun wieder gewesen sei. Die Alien-Effekte, die Landschaften sowie der Auftritt von Michael Fassbender bieten trotzdem gute Unterhaltung für einen Kinoabend. Ridley Scott hätte sich auf sein Erfolgsrezept der ersten Alien-Verfilmung orientieren sollen: weniger ist oft mehr. Bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Teil das Potential der Reihe besser ausgeschöpft werden kann.
 
 

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