Mister Universo

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Forumseintrag zu „Mister Universo“ von littlesuSAnshine

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littlesuSAnshine (18.09.2017 21:34) Bewertung
"The show must go on!"
Tizza Covi und Rainer Frimmel meldeten sich bei der Viennale 2016 ihrem neuen Werk "Mister Universo" zurück, welches unmittelbar an ihren Erfolgsfilm "La Pivellina" aus dem Jahr 2009 anschließt. Der gleiche Charme, der gleiche einzigartige Humor und nicht zuletzt trifft man auch einige altbekannte Charaktere wieder. Sieben Jahre sind seither vergangen, als sich die Schaustellerfamilie, bestehend aus Patricia und ihrem Ehemann Walter mit Hilfe des Nachbarsjungen Tairo mit viel Liebe um die kleine, von ihrer Mutter allein gelassenen Asia, kümmerten. Aus dem hilfsbereiten Nachbarsjungen von damals ist genau der junge Mann geworden, mit dem die Story von "Mister Universo" steht und fällt. Denn dieses Mal begleiten Covi und Frimmel den Tierdompteur und Protagonisten Tairo Caroli, der dem Zirkus bis heute treu geblieben ist, auf einem Roadtrip quer durch Italien.

Der Grund für die Reise ist Tairos abhanden gekommener Glücksbringer, ein von Hand gebogenes Eisen, welches er als Kind von keinem geringeren als Athur Robin, der sich einst mit dem Titel Mr. Universum schmücken durfte, geschenkt bekommen hatte. Im Zentrum der Geschichte steht zudem Tairos abergläubische und liebenswerte Freundin und Zirkusartistin Wendy, die auf ihre eigene Art und Weise versucht Tairo zu helfen.

„I want to die with a cigarette in my mouth.“ Diese Aussage entgegnet der Protagonist mit einem Lächeln und voller Selbstironie auf die Bitte seiner Mutter, er solle endlich mit dem Rauchen aufhören. Es sind lockere Sprüche wie dieser, die die Zuschauerinnen und Zuschauer im Kinosaal regelmäßig schmunzeln ließen. Der Low-Bugdet-Film, welcher analog auf 16 mm gedreht wurde, besticht durch seine Authentizität, die vor allem durch seinen dokumentarischen Charakter und die Mitarbeit der Laiendarsteller hervorgerufen und unterstützt wird.

Mitreißend ist zudem die fast durchgängige Präsenz von Musik. Seien es die Songs, die im Hintergrund in der Zirkusmanege ertönen, die im Auto laut aufgedrehte Musik zu der gemeinsam gesungen und getanzt wird oder das eigene Musizieren mit Familienmitgliedern auf dem heimischen Sofa. Fakt ist; Tairos Leben und das seiner Mitmenschen ist von Musik geprägt, welche gleichzeitig zur Schaffung eines recht unterhaltsamen Kinoerlebnisses beiträgt. Konträr dazu werden immer wieder melancholisch wirkende, statische Aufnahmen der Darsteller gezeigt, welche das ohnehin schon mäßige Erzähltempo leicht entschleunigen. Auch wenn die Spannung in dem eineinhalb stündigen Film partiell auf der Strecke bleibt, kommen keine bedenklich langen Episoden der Langeweile auf.

Der Mix zwischen fiktiven und dokumentarischen Elementen bietet Einblicke in das „echte“ Leben einer Zirkusgesellschaft, die sich versucht, in einer Welt in der die Autos bergauf rollen und magische Glückskerzen im Bach gegen den Strom schwimmen, zurechtzufinden.
 
 

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