Die schönen Tage von Aranjuez

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Forumseintrag zu „Die schönen Tage von Aranjuez“ von 8martin

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8martin (23.02.2017 12:54) Bewertung
Ein Un-Film
Man sollte das Ende dieses Zitates nicht vergessen: ‘sind nun vorbei‘. In diesem Film sind die schönen Tage wirklich vorbei. Eine statische Kamera dokumentiert die völlige Abwesenheit einer Handlung. Neben einer imaginären Figur eines Dichters von nebenan aus dem Elfenbeinturm, der den Text, den man hört, in seine Schreibmaschine hämmert, sind noch der Wind und ein Mops die weiteren tatenlosen Statisten, dieses Sprechgebildes. Ein optisches und ein akustisches Bonbon hat Wenders dann noch den angestrengt folgenden Zuschauern hingeworfen: eine Jukebox und Nick Cave am Klavier. Beides passt zum Gesehenen wie der sprichwörtliche ‘Arsch auf den Eimer‘.
Wim Wenders hat sich mit seiner manieristischen Selbstverliebtheit hier ins Knie geschossen. Der Text, den die beiden Figuren (Sophie Semin und Reda Kateb) im Wechselspiel zitieren und der von Handke als Dialog über die Liebe und das Leben angelegt ist, strapaziert das Interesse der Zuschauer auf das Heftigste. Nicht nur wegen der intellektuellen Abgehobenheit – sie diskutieren in geschwurbelten Satzkonstruktionen der Wolkenkuckucksheime - sondern wegen der häufigen Verneinung des im Vorsatz gerade Erwähnten – z.B. es ist das Erkennen, das ich habe, dass nichts erkannt wird oder eine gemachte Zusage, die nicht gemacht wird…etc. - beides sind typische stilistische Handke Merkmale und das nervt auf die Dauer.
Weil ich auf der Leinwand nichts verpasse, denn da passiert ja nichts, habe ich für längere Zeit die Augen geschlossen…und nur zugehört. Da konnte ich die beiden überflüssigen Figuren vergessen und mir in meiner Fantasie das Gesprochene ausmalen. Das war besser als die großformatigen Gesichter der Akteure ohne jegliche Regung anstarren zu müssen. Das störte nur. Also, es ist kein Film, sondern ein bebilderter Dialog. Einen Titel gibt’s noch: ‘Der laaangweiligste Film aller Zeiten.‘ K.V.
 
 

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