Das Geheimnis der zwei Schwestern

Bewertung durch LucyVonTrier  40% 
Durchschnittliche Bewertung 40%
Anzahl der Bewertungen 2

Forumseintrag zu „Das Geheimnis der zwei Schwestern“ von LucyVonTrier

lucyvontrier_f4cd20cca7.jpg
LucyVonTrier (08.10.2016 10:31) Bewertung
Ein Traum ohne verständliche Bedeutung
Exklusiv für Uncut von den Filmfestspielen in Venedig
Die Barlow-Schwestern aus Amerika reisen nach Paris um dort in der Varieté-Szene Karriere zu machen. Jedoch nicht, wie man zuerst denkt, als Tänzerinnen, sondern als „Medium“. Denn, die Jüngere der beiden, Kate (Lily-Rose Depp) hat das besondere Talent, die Geister der Vergangenheit zu kontaktieren und in Konversation mit den lebenden Nostalgikern zu bringen. Natürlich in schummrigem Licht und zwischen bordeaux-roten Samtvorhängen. Die Ältere, Laura (Natalie Portman) moderiert die Show und pflegt die Kontakte. Besonders ein Kontakt wird bald zum Glück und Unglück der beiden zugleich. Der geheimnisvolle André Korben (Emmanuel Salinger), das gut betuchte Haupt der Filmindustrie von Paris sieht in den Mädchen die Zukunft, und Stars mit denen man viel Geld machen kann. Er beherbergt sie in seinem Palast und gibt ihnen Möglichkeiten, an Ruhm zu gewinnen. Doch André hat seine eigene Vorgeschichte und ist nun mehr und mehr in unerwarteter Gefahr. Eine Gefahr, die jedoch komplett konstruiert wirkt, und nur vage ausgespielt wird. Viel Show um nichts, wie es den Eindruck macht. Der unberechenbare Gönner und baldige Held der Mädchen ist so beeindruckt von den unsichtbaren Kräften, dass er sich mehr und mehr auch bei seinen Kollegen lächerlich macht. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass er in der Filmindustrie arbeitet, die seine blühende Fantasie so authentisch macht.

Aber auch der Regisseurin kann man einen gesunden Anteil Fantasie nicht absprechen: die Sets sind ausgetüftelt, edel und überbordend gestaltet, viele Gruppenszenen lassen auf eine aufwändige Choreographie-Arbeit schließen. Die von ihr entwickelten Charaktere und Geschichten erinnern ein bisschen an den Film „Prestige“, doch der Film gibt einem nicht ganz das, was man auf den ersten Blick von ihm erwartet.

Im Laufe des Films gehen die Stränge der Schwestern, die zu Beginn so unzertrennlich waren, immer mehr auseinander, und jede findet ihren eigenen Weg, sich von Männern lenken zu lassen, und sich ihnen anzunähern. Doch parallel zu dieser Bewegung verliert der Film auch immer mehr an Zugkraft und die man vergisst die Ziele, was den Charakteren ihre Authentizität nimmt. Natalie fährt mit dem Filmteam nach Südfrankreich um dort in einer sonnigen Villa am Meer vor der Kamera zu stehen, den reichen Festen zu frönen und mit beliebigen Männern liebzuäugeln. Dabei bleibt noch immer unverständlich, warum sie auf den Mann eifersüchtig ist, der inzwischen ihre kleine Schwester beschäftigt hält.

Johnny Depps Tochter weiß ja wie sie allen schöne Augen macht, doch ihre Sätze in diesem Film klangen auswendig gelernt, und sie scheint mir kaum etwas von dem Witz ihres Vaters geerbt zu haben.

Wenig Filme der Mostra in Venedig erzeugten mehr Verwirrung in den Gesichtern meiner Sitznachbarn nach der Vorstellung. Das schöne an dem Film bleibt für mich, Natalie Portman, eine wunderschöne Retrobrille tragen zu sehen. (Die muss sie jedoch in den Filmdrehs im Film wieder absetzen.)

PS: Ich wünsche mir eine gegenteilige Kritik, die mir erzählt, warum dieser Film es Wert ist, gesehen zu werden!
 
 

zum gesamten Filmforum von „Das Geheimnis der zwei Schwestern“
zurück zur Userseite von LucyVonTrier