Arrival

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Forumseintrag zu „Arrival“ von MrsBlonde

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MrsBlonde (01.10.2018 00:12) Bewertung
Die Dimensionen der Sprache. 
Nachdem an zwölf verschiedenen Orten der Erde Raumschiffe landen, sieht sich die amerikanische Regierung vor ein Problem gestellt: Wie mit den Fremden Kontakt aufnehmen? Denn um mit den außerirdischen Wesen kommunizieren zu können, muss erst deren Sprache genauer untersucht werden. Hierfür werden die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) und der theoretische Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) herbeigerufen. Die beobachtende Forschungsmethode führt zum Erfolg: Mit der Zeit lassen sich genügend Muster erkennen, um eine direkte Kommunikation zu gewährleisten. Die Regierungen der betroffenen Länder werden jedoch immer ungeduldiger, die Situation spitzt sich zusehends zu. Um einen globalen Krieg zu vermeiden, muss Louise den Grund des extraterrestrischen Besuches ergründen und das so schnell wie möglich. Erschwert wird ihr das Ganze zusätzlich durch plötzlich auftretende Visionen, die mit der Ankunft der Fremdlinge in Zusammenhang zu stehen scheinen.

Der Plot von „Arrival“ klingt nur allzu vertraut: Die Welt steht kurz vor einer Katastrophe und es liegt an einer Person - in diesem Fall an Louise - dies zu verhindern. Ungewohnt ist hingegen der Fokus, der gesetzt wird und als Erklärungsmodell der finalen Auflösung dient: die Sprache. Die der Handlung zugrundeliegende Idee bezieht sich nämlich auf die sogenannte Sapir-Whorf-Hypothese, welche besagt, dass die Sprache unser Denken formt.

Louise und Ian gewinnen bald das Vertrauen der beiden, ihnen zugeteilten "Aliens", denen sie die Namen "Abbott" und "Costello" geben. Die tintenfischähnlichen Kreaturen, die als "Heptapods" klassifiziert werden, demonstrieren eine erstaunliche Art der Kommunikation: Durch ihre Tentakel wird eine Substanz frei, mit der sie bestimmte Zeichen erschaffen können. Die Wissenschaftler scheinen der zentrale Frage - "What is your purpose on earth?" - immer näher zu kommen. Als sie die Antwort "weapon", also Waffe, erhalten, beginnt das Militär prompt mit der Bombardierung des Raumschiffes. Erst als Louise bewusst wird, dass sie die Bedeutung des Begriffs falsch ausgelegt hatten - gemeint war eine Waffe im Sinne eines Hilfsmittels - scheint der Frieden wiederhergestellt. Doch was ist diese Waffe, dieses Hilfsmittel, welche die fremden Wesen den Menschen als Geschenk darbieten wollen? Es hat mit Louises privater Odyssee zu tun und den Visionen, die ihr augenscheinlich Szenen aus ihrer eigenen Vergangenheit vor Augen führen. Grandioser Plottwist gegen Ende inklusive.

Das Science-Fiction-Fach konnte in den letzten Jahren mit Blockbustern wie „Interstellar“ oder „Gravity“  einige Publikumserfolge verbuchen und auch der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve scheint Gefallen an dieser Filmgattung zu finden: Nach „Arrival“ stellt sein nächstes Projekt die Neuverfilmung von „Blade Runner“ dar, einem Klassiker des Genres.

Der ganze Hype zieht aber auch seine Schattenseiten nach sich: Man sieht scheinbar immer dieselben Geschichten, immer dieselben Charaktere, wie sie Fremden begegnen, Trips durch den Weltraum machen oder sich einfach allgemein im Kampf um die Erde befinden. Science-Fiction-Filme sind solche, die beim Publikum einfach immer gut ankommen - und sei der Plot noch so unoriginell.

Gerade das ist es, was „Arrival“ allerdings so besonders macht und dem Film den Vorzug gegenüber den anderen genannten Filmen gibt - die Herangehensweise: Philosophische Fragestellungen und stille Bilder führen hier auf viel subtilere Weise zum Erfolg als so manch überladene Actionsequenz. Obwohl natürlich das hollywoodtypische Pathos nicht fehlen darf, hat man nie das Gefühl, dass dies überstrapaziert wird. Und man bekommt zur Abwechslung mal ein interessantes Erklärungsmodell, das über die 0815-Plots hinausgeht.

Neben der Musik (des Isländers Jóhann Jóhannsson) ist vor allem auch die visuelle Gestaltung hervorzuheben - zugegebenermaßen etwas, was, wenn man das Genre betrachtet, nicht überrascht. Vor allem wartet Villeneuve aber auch mit sympathischen Hauptdarstellern auf, deren Hollywoodstatus sich nicht vor ihre Darbietung zu schieben scheinen, was heutzutage leider oftmals der Fall ist.
 
 

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