Forumseintrag zu „Aquarius“ von 8martin

Wenn Baulöwen versuchen Mieter aus den Wohnungen zu verdrängen, weil sie nach dem Abriss neu bauen wollen, ist das kein typisch brasilianisches Thema.
Regisseur K.M. Filho hat sich für seinem Spielfilm eine Familiengeschichte als Hintergrund ausgesucht. In 3 Kapiteln verbindet er Claras (Sonia Braga) Leben mit ihrem Verwandtschaftsclan, mit Kindern, Tanten, Cousinen etc. Der Bogen wird von Clara als junger Frau, die den Brustkrebs überwunden hat, bis zu einer kämpferischen älteren Dame gespannt, die den Immobilien-Haien die Stirn bietet. Clara ist die einzige und letzte Besitzerin einer Wohnung in einem sonst leer geräumten Hochhaus. Die Firma Bonfim bietet ihr sehr viel Geld an. Sie lehnt ab, denn sie hat ihr ganzen Leben in diesem Haus verbracht. Geld steht gegen Erinnerung, Kapital gegen Retro-Träume. Es folgen Schikanen der übelsten Art, doch Clara bleibt unerbittlich: sie verkauft nicht. Sie stößt auf Nepotismus und Korruption und findet wertvolle Dokumente.
In der Wohnung über der ihren entdeckt sie Termitennester. Nachbarn und Freunde helfen ihr, eins davon ins Büro von Bonfim zu transportieren. Ende. Die Folgen muss man sich denken. Die Diskussionen zwischen den Parteien verlaufen recht gemäßigt aber eindeutig. Die Verantwortlichen werden vorgeführt ohne verteufelt zu werden. Scharfe Pornoszenen aus der Retro-Kiste der Figuren geben dem Plot zusätzliche Würze. Aber auch in der Gegenwart ist Witwe Clara noch sexuell ganz schön aktiv. Nicht schlecht als schmückendes Beiwerk, verliert aber das Hauptanliegen nie ganz aus den Augen, weil die Kamera Dona Clara überall hin folgt.