Doctor Strange

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Forumseintrag zu „Doctor Strange“ von Thorsten

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Thorsten (31.10.2021 23:17) Bewertung
Doctor Strange
Den Erfolg den Disney mit dem „MCU“ an den Kinokassen dieser Welt feiert, kann niemand verneinen. Allerdings stimme ich Martin Scorsese teilweise zu, der 2019 Disneys Superheldenproduktionen mit Vergnügungsparks verglich, und ihnen den Filmstatus aberkannte. Ich gehe zwar nicht so weit den „MCU“-Filmen jedweden künstlerischen Gesichtspunkt abzusprechen, bin aber ein großer Kritiker der sinnwidrigen und schablonenhaften Umsetzung dieser, sowie des stupiden, selbstironischen Humors, der jede Spur von Superheldenpathos sofort im Keim erstickt. Dazu kommt erschwerend, dass Disney sich im Westen heiliger als der Papst gibt, bei der Produktion seiner Filme aber Rücksicht auf die Zensur des kommunistischen Regimes in China nimmt. Deswegen verlegte man in der „Doctor Strange“-Verfilmung von 2016 den fiktiven Handlungsort „Kamar-Taj“ von Tibet nach Nepal. Ebenfalls veränderte man die Herkunft des „Ancient One“. So wurde aus dem tibetischen „Sorcerer Supreme“, eine keltische Variante. Dies war jedoch noch nicht das Ende von Disneys Canossagang. Die Zensoren der Kommunistischen Partei Chinas sind nicht nur keine großen Freunde eines freien Tibets, sondern ebenfalls keine Liebhaber von mystischen Mächten. Jene mystischen Mächte, die eigentlich ein wichtiger Bestandteil der Welt von „Doctor Strange“ sind. Dadurch wirkt die Darstellung von Magie in diesem Film eher wie eine, offensichtlich von „Inception“ (2010) inspirierte, technische Prozedur und weniger als eine arkane Kunst. Wirkliche Verweise auf Okkultismus, Dämonologie, Schwarzmagie, et cetera, sucht man in dieser Adaption somit vergebens. Trotzdem gelang es Regisseur Scott Derrickson unter diesen Voraussetzungen einen achtbaren und unterhaltsamen Film zu schaffen, der, im Gegensatz zu einem Großteil der „MCU“-Beiträge, über ein gut durchdachtes Finale verfügt. Großartige Schauspieler wie Mads Mikkelsen und Tilda Swinton wirken in ihren Rollen etwas vergeudet. Dafür fand man mit Benedict Cumberbatch einen idealen „Doctor Strange“. Die beste Leistung ist aber jene von Chiwetel Ejiofor als Karl Amadeus Mordo, dem es gelang dieser Rolle die nötige Tiefe zu verleihen. Dennoch ist diese Verfilmung leider nur ein blasses Abbild seines Quellenmaterials, und hinterlässt ferner einen unangenehmen Beigeschmack.
 
 

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