Memento

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Forumseintrag zu „Memento“ von Josko

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Josko (03.03.2011 14:00) Bewertung
Memento (Blu-Ray)
Leonard Shelby hat da diesen Zustand: Er leidet unter Kurzzeitgedächtnis-Schwund. Konkret heißt das, dass er sich nach ein paar Minuten nicht mehr erinnern kann, was gerade geschehen ist. Die letzte wirkliche Erinnerung die er hat, reicht an den Tag zurück als seine Frau von Einbrechern vergewaltigt und ermordet wurde. Seitdem versucht er den Mörder ausfindig zu machen, doch mit seinem Zustand ist dies nicht allzu leicht. Um es sich leichter zu machen, fotografiert und notiert er sich alle Personen, die er trifft. Noch viel wichtiger ist jedoch, dass er sich alle Indizien, die auf den Mörder deuten, auf seinen Körper tätowiert.
Wie vermittelt man dem Publikum diesen Zustand des Protagonisten? Regisseur Christopher Nolan macht dies geradezu perfekt, da er den Zuschauer verwirrt zurücklässt, allerdings trotzdem so, dass er der Story folgen kann, nämlich indem die Handlung umgedreht gezeigt wird. Soll heißen: Eine Sequenz wird immer so lange gezeigt, bis Leonard wieder alles vergisst, danach folgt die Sequenz, die in der diegetischen Welt chronologisch direkt davor anzusiedeln ist. Es wird somit immer das nachgeliefert, was zur vorhergehenden Szene geführt hat. Somit weiß das Publikum, genauso wenig wie der Protagonist, was davor geschehen ist, nur die Notizen Leonards helfen beiden. Parallel dazu läuft eine chronologische Handlung ab, die in schwarzweiß gezeigt wird und näher in den Charakter einführen soll. Der Film endet mit der Zusammenführung dieser beiden Handlungsstränge.

„Memento“ stellt Nolans ersten größeren Film dar und war richtungsweisend für seine Karriere. So war es eben dieser Film, der hauptsächlich dazu geführt hat, dass er seine Batman-Filme – „Batman Begins“ (2005), „The Dark Knight“ (2008) und demnächst „The Dark Knight Rises“ (hoffentlich nicht unter diesem Titel) – drehen konnte. Vielmehr kann man „Memento“ mit seinem erst kürzlich, verdient mit vier Oscars ausgezeichneten, „Inception“ vergleichen. Damit sollen aber keinesfalls die Actionszenen – von denen es in letzterem fast schon zu viele und die im ersteren sehr rar gesät sind – gemeint sein, sondern vor allem die Konstruktion der Geschichten und ihr Ende. Somit haben beide, der in dieser Kritik angesprochene Film allerdings noch mehr, eine beinahe schon zu perfekt konstruierte Story. So erklärt bei „Memento“ das Ende den gesamten Film. Soviel wurde während des Filmes offen gelassen und das Ende stellt den Zuschauer vor vollendete Tatsachen. Dass Teddy (Joe Pantoliano) Leonard kurz zum Zweifeln bringt, ob seine Frau wirklich umgebracht worden ist, ist nach Ende des Filmes für das Publikum genauso nichtig, wie dass der bereits tätowierte Leonard in einer Szene mit seiner Frau im Bett liegt.
Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
 
 

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