Chi-Raq

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Forumseintrag zu „Chi-Raq“ von Movies Are My Jam

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Movies Are My Jam (19.02.2016 09:57) Bewertung
Kann ein Sexstreik für Weltfrieden sorgen?
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
Mein erster wirklicher Flop der Berlinale 2016, und mein Gott, was für einer! Ich bin mit großer Vorfreude in diesen Film gegangen, immerhin führte Spike Lee Regie. Außerdem klang die Prämisse über die amerikanische Hip-Hop Kultur und Gangrivalität relativ aufregend, aber leider hat es absolut nicht funktioniert.

Im Zentrum dieses Films stehen zwei verfeindete Gangs, die Spartaner und die Griechen, jeweils angeführt von Chi-Raq und Cyclops. Gewalt und Schießereien stehen für diese Banden an der Tagesordnung, wen sie dabei verletzen oder gar töten, ist ihnen völlig gleichgültig. Als jedoch ein unschuldiges 7-jähriges Mädchen aus der Nachbarschaft getötet wird, hat Chi-Raqs Freundin Lysistrata die Nase voll, es muss endlich Frieden herrschen zwischen den zwei Gangs. Um dies zu erreichen, vereinbart sie mit allen Frauen der Gangmitglieder einen Sexstreik: Sie haben erst wieder Sex mit ihren Männern, wenn diese ihre Rivalität bei Seite schaffen.

Anfangs dachte ich, dies könnte ein ähnliches Hip-Hop Drama wie „8 Mile“ werden. Auch das Opening des Films war noch relativ vielversprechend. Er startet mit einem Rapsong über den Vorort in Chicago, der auch „Chi Raq“ genannt wird. Es werden die Diskriminierungsprobleme angesprochen, die sinnlose Gewalt und das viele unnötige Blutvergießen. Aber sobald das Thema mit dem Sexstreik kam, hat mich der Film verloren. Nicht nur mich, viele Kinozuschauer verließen sogar den Saal, da sie den Handlungsverlauf derart lächerlich fanden.

Meiner Meinung nach hätte diese Idee eigentlich nicht lächerlich sein müssen, man hätte dies durchaus glaubhaft verkaufen können, hätte man das Material richtig behandelt. Aber „Chi-Raq“ geht hier die absolut falsche Richtung. Der Film nimmt sich viel zu ernst und versucht etwas zu sein, was er nicht ist: ein seriöses Drama. Die Charaktere wirken überhaupt nicht echt und sehr schlecht ausgebaut, man mag niemanden und was ich weitaus schlimmer finde, man interessiert sich auch für keinen der Charaktere. Wenn es „dramatische“ Dialoge zwischen den Figuren gab, wurde dies stets mit einer traurigen Klaviermusik untermauert, die einem bereits nach der ersten Minute unglaublich nervt. Somit wirkten die Dialoge extrem lächerlich und ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.

Mein größtes Problem mit diesem Film ist jedoch das dargestellte Frauenbild: All diese Frauen glauben, Macht über ihre Männer zu haben, wenn sie ihnen den Sex verweigern. Also sollte man dem entnehmen, dass der Körper einer Frau ihre einzige Waffe ist? Das habe ich persönlich als eine Beleidigung empfunden und einen enormen Rückschritt, wenn man den jahrelangen Kampf der Emanzipation betrachtet. Und um das Ganze nur noch lächerlicher zu machen, nehmen plötzlich Frauen aus aller Welt an diesem Streik teil, um Weltfrieden zu erreichen. Sogar Präsident Obama ruft beim Polizeirevier in Chicago an und bettelt um das Ende dieses Streiks, da seine eigene Ehefrau dabei mitmacht.
Dieser Handlungsstrang zeigt meiner Meinung nach auch ein sehr negatives Männerbild: Männer kommen in diesem Film nämlich derart sexsüchtig rüber, dass sie alles dafür tun würden, diesen Streik zu beenden - wirklich alles. Und um dem noch eine Krone aufzusetzen, lautet der Showdown am Ende des Films „Sexduell“.

Spike Lee, wie konntest du nur dermaßen danebengreifen? Nichts an „Chi-Raq“ funktioniert wirklich, es macht nicht einmal Spaß, sich diesen Film anzuschauen.
Warum er nicht 0% von mir bekommen hat, liegt einzig und allein am Anfangsrapsong, der mich wirklich vorfreudig gestimmt hat und manchmal kommen im Verlauf des Filmes wirklich clevere Reime vor. Außerdem behandelt der Film ein sehr wichtiges Problem des gegenwärtigen Amerika: Leute haben heutzutage extrem einfach Zugang zu Waffen. Darüber sollte man wirklich nachdenken und geeignete Maßnahmen ergreifen.
 
 

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