Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

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chrosTV (08.12.2016 20:46) Bewertung
Phantastische CGI-Wesen und wie man ein gelungenes Spin-Off macht
Exklusiv für Uncut
Als im Jahre 2011 mit „Harry Potter & die Heiligtümer des Todes: Teil 2“ die letzte filmische Adaption der beliebten Fantasy-Buchreihe in den Kinos startete, fühlten sich die meisten Zuschauer vom bombastischen Finale mehr als nur zufriedengestellt. Doch bereits wenige Monate nach Veröffentlichung hörte man bereits die ersten Stimmen aufschreien, wann denn nun neue Abenteuer rundum die Jungzauberer Harry, Ron und Hermine herauskommen würden – man wollte mehr. Im Herbst 2013 gab Warner Brothers dann bekannt, dass zwar kein neuer direkter „Harry Potter“-Teil erscheinen würde, jedoch mit einem Film inspiriert vom gerade mal 128-seitigen Kurzbuch „Fantastic Beasts and Where to Find Them“ ein im selben Universum angesiedelter Film in der Mache war. Als besonderes Schmankerl für die Fans wurde kurz daraufhin bekannt gegeben, dass dies der allererste Film werden würde, für den J.K. Rowling, Autorin der „Harry Potter“-Bücher, auch das Drehbuch beisteuern werde.

Der Film spielt im Jahre 1926 und handelt vom britischen Magier Newt Scamander (Eddie Redmayne), der mit einem Koffer, in dem sich eine Sammlung seltener und zum Teil hochgefährlicher magischer Kreaturen befindet, nach New York reist. Dieser ahnt jedoch nichts von den Spannungen zwischen den Magiern und den sogenannten No-Majs (amerikanische Name für Muggels: Nichtmagier). Als dann auch noch durch ein Missgeschick ein paar der Wesen freikommen, stürzt dies sowohl die Welt der Magier, als auch jene der No-Majs in ein riesiges Chaos. Inszeniert wurde das Ganze von David Yates, der bereits seit „Harry Potter und der Orden des Phönix“ (2007), dem fünften Teil der Buchverfilmungen, bei jedem der darauffolgenden „Harry Potter“-Filmadaptionen Platz auf dem Regiesessel nahm. Jedoch fällt einem leider bereits nach wenigen Minuten auf, dass Yates hier im Gegensatz zu den vorhin erwähnten zum Großteil auf echte Sets und Miniaturen verzichtete und die meisten Effekte digital am Computer entstehen ließ. Zugegebenermaßen ist es klar, dass man für die Darstellung der Tierwesen CGI benötigte, jedoch wirkte es, als wolle man den Zuschauern in einem nahezu jeden Frame zwanghaft ein neues Wesen vorstellen. Viele davon wurden, um den 3D-Effekt gut zu untermauern, in Nahaufnahmen gerendert, was den künstlichen Look einiger Wesen verstärkte. Je näher das menschliche Auge ein am Computer animiertes Objekt oder Wesen zu Gesicht bekommt, desto unrealistischer wirkt es. Besonders schade war dabei jedoch, dass selbst für Szenen, die man sehr wohl auch an echten Locations oder gebauten Kulissen hätte drehen können, ein Greenscreen verwendet wurde. Dies fällt vor allem in einer Sequenz auf, die im Inneren vom Koffer des Protagonisten spielt und einen artifiziellen Look aufzeigt, der einen beim Schauen aus dem Film rausbringt. Bei den visuellen Effekten handelt es sich vor allem, aufgrund der überschüssigen Verwendung, um die größte Schwachstelle des Films, da die Künstlichkeit der Computeranimationen einiges vom eigentlichen Charme des Films raubt. Schade, denn abgesehen davon handelt es sich bei „Fantastic Beasts and Where to Find Them“ um ein überraschend gelungenes Spin-Off. Anders als in den letzten „Harry Potter“-Filmen, bietet das Spin-Off eine weit weniger düstere Stimmung und weiß mit einer herzerwärmenden Atmosphäre zumeist zu überzeugen. Trotz des amerikanischen Settings orientiert sich der Witz des Films an britischen Humor und erzeugt dadurch einen außerordentlichen Charme. Dieser Charme wird vom größtenteils überzeugenden Cast verstärkt. Oscar-Preisträger Eddie Redmayne gelingt es gekonnt dem Protagonisten Newt ein gewisses Level an Exzentrik zu verleihen, ohne dabei eine nötige Tiefe außen vor zu lassen. Auch Colin Farrell schaffte es, den mysteriösen Charakter des Percival Graves überzeugend zu porträtieren. Die größten Sympathien konnten jedoch vermutlich Dan Fogler als No-Maj Jacob und Alison Sudol (hierzulande vor allem unter ihrem Musiker-Pseudonym „ A Fine Frenzy“ bekannt) als Gedankenleserin Queenie durch ihre liebevolle Beziehung zueinander für sich gewinnen. Weniger überzeugend waren in meinen Augen jedoch Katherine Waterston, deren Performance als Hexe Porpentina sehr monoton wirkte, sowie auch Ezra Miller, der vor allem in emotionalen Momenten seine eigentlich interessante Figur nicht glaubhaft rüberbringen konnte.

Als weitere treibende Kraft des Films dient der fantastische neue Score von James Newton Howard, der einen in die zauberhafte Welt eintauchen lässt, ohne dabei zu stark an John Williams‘ Musik aus den „Harry Potter“-Filmen zu erinnern. Allgemein gehört positiv erwähnt, dass der Film auf eigenen Beinen steht und nicht andauernd die vorangegangen Filme und Bücher referenzieren muss. Am Ende des Tages lässt sich somit sagen, dass es für die weiteren Teile (geplant sind fünf) zwar noch viel Luft nach oben gibt und der Film durch künstliche CGI-Effekte einiges an Charme verliert, nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Fantastic Beasts and Where to Find Them“ um ein sympathisch erzähltes Spin-Off, das mit größtenteils neuen und interessanteren Charakteren nicht zu stark auf die Marke „Harry Potter“ beharrt.
 
 

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