Agent Nick Fury - Einsatz in Berlin

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Forumseintrag zu „Agent Nick Fury - Einsatz in Berlin“ von Thorsten

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Thorsten (11.05.2018 09:24) Bewertung
Der richtige Schauspieler am falschen Ort und zur falschen Zeit
Eldritch Advice
Seit dem sich das MCU (Marvel Cinematic Universe) spätestens im Jahr 2012 mit „The Avengers“ in die Herzen des Mainstream-Publikums katapultierte, sind die Marvel Studios der souveräne Herrscher über die Kinocharts. Doch dem war nicht immer so. In den 90ern stand der Comic Publisher Marvel kurz davor für immer die Tore zu schließen und rettete sich im letzten Moment oftmals durch den Verkauf ihrer Lizenzen an diverse Produktionsfirmen. In Folge dessen erschienen zahlreiche Filme zu den verschiedensten Marvel Charakteren, und leider konnten diese nur selten die bereits ohnehin geringen Erwartungen der Fans erfüllen und floppten somit Großteils. Dies änderte sich erst als 1998 der Film „Blade“ die Kinokassen erobern konnte und eine neue Ära in Sachen Comicverfilmungen einleitete. Kurz zuvor erschien allerdings noch ein weiterer Marvel Film, der, anders als „Blade“, in Vergessenheit geraten sollte. Die Rede ist vom TV-Film „Agent Nick Fury – Einsatz in Berlin“, der 1998 zum ersten Mal auf Fox ausgestrahlt wurde. Genau zehn Jahre bevor Nick Fury im Film „Iron Man“ in einer Post-Credit Szene die „Avengers Initative“ startete … dabei handelte es sich jedoch um einen anderen Nick Fury.
 
Die freie Welt glaubt, dass die Terrororganisation HYDRA ein Schreckensgespenst aus der Vergangenheit ist und wiegt sich daher in Sicherheit - doch diese ist nur von trügerischer Natur. Als Unbekannte den Körper des ehemaligen HYDRA-Anführers Baron von Strucker aus einer S.H.I.E.L.D. Einrichtung entwenden, steht eines fest: HYDRA ist zurück, und trachtet danach dort weiterzumachen wo von Strucker aufgehört hat - den Totenkopf Virus zu perfektionieren und die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen um letztendlich die Weltmacht an sich zu reißen. Doch dazu benötigen sie den Biochemiker Dr. Arnim Zola, der als Kriegsverbrecher erst vor kurzem aus seiner Haft in Spandau entlassen wurde. Um dies zu vereiteln holt S.H.I.E.L.D. den alten Haudegen Nick Fury (David Hasselhoff) aus dem Ruhestand zurück.
 
Ich muss sagen … dieser Film ist durchaus unterhaltsam.
 
Für einen TV-Film mit einem niedrigem Budget ist es mehr als nur überraschend, über welch gute Qualität viele der Spezialeffekte verfügen. Dabei sticht insbesondere der Helicarrier von S.H.I.E.L.D. hervor, der für 90er-Jahre-Verhältnisse besser aussieht als so manches Vehikel in teuren Filmen. Dafür wurde offensichtlich an den Kostümen gespart, die aus dem Fundus eines Laientheaters zu stammen scheinen. Darunter leidet speziell die Optik der Schurken. Diese wirken dadurch in den meisten Szenen eher lächerlich denn bedrohlich. Der Glanz des Titelhelden wird dadurch allerdings nicht geschmälert, schließlich wird Nick Fury von David Hasselhoff dargestellt und dieser sieht bekanntlich in jedwedem Outfit gut aus. Das größte Problem dieser Produktion lässt sich in ihrem Ursprung verorten; es ist ein TV-Film und daher auf das Prime Time Publikum zugeschnitten und folglich jugendfrei. Es ist klar ersichtlich, dass die kreativen Kräfte hinter diesem Werk lieber einen rücksichtsloseren Film gedreht hätten, denn alle Szenen versprühen das Flair eines knallharten Actionkrachers, der seinen Worten allerdings keine Taten folgen lässt.
 
Zur Besetzung dieses Film zitiere ich die lebende Marvel Legende Stand Lee, der sich wie folgt dazu äußerte: „David Hasselhoff is the ultimate Nick Fury“. Eine Aussage die so wahr wie, aus heutiger Sicht, auch gleichermaßen unterhaltsam ist, denn Hasselhoff wäre heutzutage der klassische und nicht der ultimative Nick Fury. Zwei Jahre nach diesem Film erschuf Marvel nämlich das „Ultimate Universe“, dessen Nick Fury Samuel L. Jackson nachempfunden wurde (Selbst bevor dieser für das MCU selbst in diese Rolle schlüpfen sollte) … aber ich schweife ab … Fest steht, dass Hasselhoff ein großartiger klassischer Nick Fury ist und diese Produktion durch seine reine Präsenz unterhaltsam macht. Im direkten Vergleich zu Hasselhoff fällt das fehlende Charisma seiner Kollegen aber leider umso mehr auf. So etwa wirkt Sandra Hess als die Antagonistin Andrea von Strucker durch ihr Overacting nicht wirklich als legitime Bedrohung für Nick Fury.
 
Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?
 
Würde es sich bei „Agent Nick Fury – Einsatz in Berlin“ um einen nicht-jugendfreien 80er Jahre Actionfilm handeln, wäre ich mir sicher, dass er längst den Status eines Kultfilms eingenommen hätte. Die Story selbst ist wirklich interessant und stammt aus der Feder von David S. Goyer (The Crow, The Dark Knight, Batman V Superman: Dawn of Justice), Hollywoods „go to guy“ für Comicverfilmungen. Er ist zwar kein Shakespeare, aber weiß wie man eine spannende Geschichte erzählt. Ursprünglich hätte dieser Film der Startschuss für eine fünfteilige Filmreihe rund um Nick Fury sein sollen. Nach den schlechten Einschaltquoten wollte hernach niemand mehr etwas von diesen Plänen gewusst haben. Schade, denn dieses Franchise hatte durchaus Potential, aber Fox ist generell nicht dafür bekannt neuen Projekte eine tatsächliche Chance zu geben.
 
Hierbei handelt es sich um ein Werk, dem ich gerne mehr abgewinnen würde als ich es tue, da mir der Kampf S.H.I.E.LD. gegen. HYDRA bereits in den Comics stets zusagte. Leider aber wirkt dieser Film zu abgeschwächt um bei mir für eine langfristige Faszination zu sorgen. Trotz alledem müsste ich lügen wenn ich behaupten würde, dass er mich nicht unterhalten hätte. Zusammengefasst kann ich behaupten, dass ich Zeuge eines kitschigen Films wurde, der oftmals nicht weiß wie ernst er sich selbst nehmen soll. Seid ihr ein Fan von Comicverfilmungen und B-Movies werdet ihr allerdings euren Spaß haben. Ich selbst bin zwar nicht vollends überzeugt, aber fühlte mich dennoch in einem Ausmaß unterhalten um „Agent Nick Fury – Einsatz in Berlin“ eines freitäglichen Filmabends würdig zu erklären.

Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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