A Perfect Day

Bewertung durch Josko  90% 
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Forumseintrag zu „A Perfect Day“ von Josko

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Josko (23.08.2015 14:18) Bewertung
A Perfect Film
Exklusiv für Uncut vom Sarajevo Film Festival
„Irgendwo am Balkan“ (Zitat einer Bildunterschrift des Filmes): Eine Gruppe humanitärer Helfer versucht gegen Ende des Bosnienkrieges eine Leiche aus einem Brunnen, aus dem die dort Ansässigen normalerweise ihr Trinkwasser beziehen, zu entfernen. Die Suche, um ein Seil für einen Flaschenzug aufzutreiben, führt die Gruppe quer durch die Wirren des auslaufenden Krieges. Ein Auszug: Menschen, die die Vergiftung des Trinkwassers des Dorfes scheinbar befürworten; Straßen, die nicht nur mit toten Kühen, sondern vielleicht auch mit Minen gepflastert sind; willkürliche Straßensperren von militanten Gruppierungen; UN-Mitarbeiter, denen nicht das Wohl der Menschen, sondern, dass das Protokoll eingehalten wird, am Herzen liegt.

Regisseur Fernando León de Aranoa ist ein Geniestreich und sein wohl bester Film gelungen. Bereits die erste Szene gibt die Richtung vor: der Versuch, die aufgedunsene Leiche aus dem Brunnen zu hieven, ist durch eine visuell beeindruckende Einstellung, die vom Boden des Brunnens nach oben ausgerichtet ist, aufgelöst. „A Perfect Day“ ist trotz des Kriegssettings nicht voller Schießereien und Explosionen, sondern kann mit Momenten, die für andere Filme bloße Nebenhandlung wären, Spannung erzeugen.

Die spanische Produktion kann neben einigen Balkan-Schauspielern mit internationalen Stars aufwarten. Benicio del Toro, „Quantum“-Bondgirl Olga Kurylenko oder auch Tim Robbins sind Teil der Gruppe, um die sich die Handlung dreht. Letzteren hat man schon lange nicht mehr so gut aufgelegt gesehen. Er spielt den schon erfahrenen Kriegshelfer immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen und überzeugt mit dem Timing eines Comedy- und der Intensität eines Drama-Schauspielers.

„A Perfect Day“ ist ein Road Movie der besonderen Art. Durch seine Zugangsweise kann er den Jugoslawienkrieges aus einem anderen Blickwinkel beleuchten. Das macht den Film weder zu einem Betroffenheitsdrama, noch zu einer deplatzierten Komödie, sondern findet er seinen Platz irgendwo dazwischen. Dass er beim Filmfestival in Sarajevo äußerst positiv aufgenommen wurde, zeigt, dass dies selbst in dem die Handlung betroffenen Land – wo also die Zuschauer naturgemäß kritischer sind – funktioniert.

Das Ende beweist wie nahe Happy und Bad Endings beieinander liegen können und macht den Bogen des klug konstruierten Drehbuchs perfekt. „A Perfect Day“ hat das Potential nicht nur bei Festivals, sondern auch bei dem ganz großen Publikum Aufsehen zu erregen.
 
 

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