Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence

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Forumseintrag zu „Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence“ von 8martin

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8martin (20.01.2019 14:22) Bewertung
Ein seltener Bowie
Regisseur Nagisa Oshima ist seit seinem ‘Reich der Sinne‘ und dem ‘der Leidenschaft‘ für seinen Extremismus bekannt und oftmals kontrovers diskutiert worden. War es beim ‘Sinn‘ und der ‘Leidenschaft‘ der Sex, der ins schier Unerträgliche gesteigert wurde, so ist es hier ein Culture Clash, der die unterschiedliche Auffassung von Recht und Gerechtigkeit thematisiert und am Ende ein abfälliges Schmunzeln für die Siegermentalität übrig hat. Man kann seine Filme aber auch als gedankliches Konstrukt sehen.
Ort der Handlung ist ein Kriegsgefangenenlager 1942 mit britischen Soldaten, die sich gegen die autoritären, unmenschlichen Methoden ihrer japanischen Bewacher behaupten müssen. Es sind Machtspiele um Ehre und Menschenwürde, um Gehorsam oder Widerstand. Wer die Macht hat, kann seine Aufgaben mithilfe von Brutalität und Grausamkeit erfüllen.
Bei einer Gefangennahme würden Japaner lieber Harakiri begehen, als die Schmach zu ertragen. So haben sie für die britischen Soldaten nur Verachtung übrig.
Neben dem verständnisvollen japanischen Feldwebel Harra (Regisseur Takeshi Kitano), versucht es Hauptmann Yonoi (Ryūichi Sakamoto) mit drakonischer Härte. Ihre Kontrahenten sind der aufmüpfige Major Celliers (David Bowie) und der gemäßigte, Oberst Lawrence (Tom Conti).
Von den vier wird nur einer überleben. Oshima lässt die Frage offen, ob das Recht auch immer gerecht ist. Nur so viel macht er in einem ganz ruhigen Ende deutlich: nach aller Qual und Pein könnten aus Gegnern verständnisvolle Partner – nicht Freunde – werden, wenn die Zeit alle Wunden geheilt hat, die verheilen können. Und was den sonderbaren Titel angeht, so sagt ihn Harra zweimal: einmal ist es wie ein Geschenk und einmal als Todeskandidat zum Abschied.
 
 

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