Amy

Bewertung durch patzwey  70% 
Durchschnittliche Bewertung 81%
Anzahl der Bewertungen 4

Forumseintrag zu „Amy“ von patzwey

patzwey_83fc2ada0d.jpg
patzwey (19.05.2015 18:28) Bewertung
Mythifizierung einer tragischen Figur
Exklusiv für Uncut aus Cannes 2015
Kaum ein Musikerinnenschicksal bewegte die Massen in den letzten Jahren so sehr wie jenes von Amy Winehouse. Mit ungewöhnlichem Talent gesegnet schaffte sie den Aufstieg zu einer der besten Jazz-Sängerinnen und schließlich zum absoluten Popstar. Doch Drogen, Alkoholexzesse und Bulimie liesen sie im Jahr 2011 in den berüchtigten Club 27 eintreten.

Der Dokumentarfilm „Amy“ zeichnet ihren Aufstieg und Niedergang nach. Dabei werden vor allem Archivmaterialien verwendet: Homevideos aus Amys Kindheit und Jugend, Konzertmitschnitte, Interviews, Fotos. Filmemacher Asif Kapadia durchstöberte wohl so ziemlich alles was sich über die Künstlerin finden ließ und montierte die Materialien chronologisch zu einer Lebensgeschichte, wie sie das breite Publikum sehen will. Mythifizierung einer tragischen Figur lautet die Devise. Es ist die geradlinige Geschichte eines charismatischen Wunderkindes, das bösen Versuchungen erliegt. Ergänzt wird das Ganze durch Interviews mit Amys Familienmitglieder und Weggefährten, wie Manager, Produzenten, Freundinnen oder Bodyguards. Anekdoten untermalen akustisch das Gesehene. Vater und Freund kommen in der Geschichte nicht gerade gut weg. Die Familie distanzierte sich mittlerweile von dem Projekt. Musik ist allgegenwärtig, Songtexte wie jener von „Rehab“ geben den Weg der Künstlerin vor. Diese Kombination von Bild, Geschichten und Musik geht unter die Haut. Der Film schmerzt, er bewegt. Was wirklich zum Tod der Künstlerin führte, bleibt weiter ein Rätsel, die simplen Erklärungsversuche von „Amy“ reichen wohl zu kurz.

„Amy“ ist vor allem aufgrund des berührenden Schicksals der porträtierten Künstlerin interessant. Der emotionalisierte Dokumentarfilm lässt teilweise hinter die Fassade der Bühnenfigur blicken, bleibt aber dennoch an der Oberfläche. Auf visueller und narrativer Ebene bietet das Projekt wenig Innovatives. Es ist ein standardisiertes Künstlerinnenporträt, nach dessen Kochrezept man schon einige gesehen hat. Und obwohl das Projekt auch die mediale Ausbeutung des Stars anprangert, lässt einen das Gefühl nicht los, dass der Film diesbezüglich nicht viel besser ist.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Amy“
zurück zur Userseite von patzwey