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Heidi@Home: Altes Geld - alte Probleme?

Heidi@Home: Altes Geld - alte Probleme?

Kann die Nachfolgeproduktion von „Braunschlag“ überzeugen?
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von (Heidi@Home)
Vornweg gesagt: Ich gehöre zu den insgesamt sehr wenigen Menschen, die die David Schalko Produktion „Braunschlag“, die 2012 mit großem Erfolg im ORF lief, nicht leiden können. Und zwar überhaupt nicht. Um nicht zu sagen, ich habe sie fast gehasst.

Falls jemand meinen damaligen „Rant“ im Rahmen dieser Kolumne nicht gelesen haben sollte: der Hauptgrund für mein Missfallen war die Figurenzeichnung in der Serie. Da gabs einen Haufen wirklich guter österreichischer Schauspieler von Ofczarek bis Hackl, die dafür engagiert wurden, und dann müssen sie Menschen darstellen, die so schrecklich eindimensional, platt und klischeehaft daherkommen, dass es einem als Zuseher wirklich weh tut. Unsympathisch fast alle durch die Bank. Dazu sprachen – obwohl aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten kommend – alle dieselbe Art von Dialekt, auf ein und dieselbe Weise. Eine Art strizzihaftes und vulgäres Wienerisch. In Niederösterreich übrigens.

Was ist nun zu „Altes Geld“ zu sagen? Nach dem Genuss der ersten beiden Folgen und ein paar Stunden Bedenkzeit, bin ich zum Ergebnis gekommen, dass mir „Altes Geld“ besser gefällt. Allerdings nicht sehr viel besser. Und das kleine bisschen mehr ist wohl vor allem dem „Look“ der Serie geschuldet, der mich mehr anspricht als das beim Vorgänger der Fall war.

Das Problem ist aber immer noch dasselbe: Es gibt anscheinend schon wieder maximal ein oder zwei Figuren, die menschliche Züge in sich tragen und bei denen man sich vorstellen kann, dass solche Menschen in der Wirklichkeit tatsächlich so ähnlich existieren. Und das sind natürlich nicht die Hauptdarsteller. Bei denen ist wieder alles so krass überzeichnet, dass man erstens zu niemandem eine Beziehung entwickeln wird können, und zweitens sich permanent fragen wird, aus welchem inneren Antrieb heraus sie zu diesen „Monstern“ geworden sind.



Porträtiert wird die (einfluss-)reiche und mächtige Familie Rauchensteiner, deren Vater Rolf (Udo Kier) eine Spenderleber braucht, um das nächste Jahr zu überleben. Praktisch alle in dieser Familie verachten sich, es wird wieder getrunken, gekifft, gekokst, ge-glückspielt, betrogen, vergiftet und dann noch Inzucht betrieben – oh ja, der Rest reichte noch nicht. Die Tochter Jana (Nora Waldstätten) hat bereits 14 Suizidversuche hinter sich – oh ja, einer reichte noch nicht. Alle scheinen sich mehr oder weniger zu hassen. Als Sohn Jakob (Manuel Rubey) erfährt, dass sein Vater bald von dieser Welt gehen muss, entgegnet er „Meinen Segen hat er.“ Ehrlich? Ist das, selbst bei einem zerrütteten Verhältnis, irgendwie für irgendwen nachvollziehbar?

Warum soll mich das oder irgendwas anderes innerhalb des Plots berühren, wenn es auch die Figuren nicht berührt? Hier handeln Menschen unentwegt auf diese oder jenes Weise, aber nie weiß der Zuseher, warum sie das tun und welche Geschichte dahintersteckt. Dabei wäre doch genau das interessant. So ist „Altes Geld“ nur die karikaturesk-abgeschmackte Schilderung des Lebens der durchgeknallten oberen Zehntausend. Ein paar nette Einfälle – wie ein skurriler Hundesitter oder Musik im Auto, die immer genau zur Stimmungslage des Patriarchen passt – reißen das nicht heraus.

Was meint Ihr? Habt Ihr die Serie gesehen? Wie hat sie euch gefallen?
Die Autorin
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Heidi@Home


Forum

  • Altes Geld

    Mir persönlich hat Braunschlag gefallen. Zwar nicht durxhgehend aber es hatte gute Momente. Altes Geld hab ich bis dato noch nicht gesehen, es steht aber noch auf meiner Liste. Nach diesem Beitrag werde ich meine Erwartungen wohl auf ein Minimum reduzieren um nicht zu herb enttäuscht zu werden.
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    08.11.2015, 22:52 Uhr
  • Leider...

    ...muss ich dir zustimmen. Als ich von vielen Personen gehört habe, dass sie diese Serie sehen, musste ich natürlich auch rein schauen. Und ich habe mich gefragt: bin ich im falschen Film? Ich dachte schon, ich hätte durch die erste Folge einfach grundlegendes verpasst, aber nein, dass war anscheinend nicht so. Gut, dass du diesen Beitrag geschrieben hast. Ich frage mich ernsthaft, wie sich die Einschaltsquoten halten werden.
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    04.11.2015, 13:20 Uhr