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Heidi@Home: The Sophomore Slump

Heidi@Home: The Sophomore Slump

Ein ebenso unaussprechliches wie gefürchtetes Serienphänomen bei Produzenten und Fans.
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von (Heidi@Home)
Es ist wieder einmal Zeit, einen Terminus des TV-Serien Fachvokabulars unter die Lupe zu nehmen. Heute ist der Begriff „Sophomore Slump“ an der Reihe.

Keine Angst, wenn ihr davon noch nie gehört habt, auch ich bin erst kürzlich auf diese Bezeichnung gestoßen. „Sophomore Slump“ bedeutet nichts anderes, als eine verunglückte zweite Season einer TV-Serie. Der Grund für das Scheitern der 2. Staffel kann dabei vielfältig sein, beispielsweise weil die Macher ihr ganzes Pulver von in der ersten Season verschossen haben, weil die Geschichte eigentlich fertig erzählt ist, weil die zweite Staffel nur ein neuerlicher und schwacher Aufguss dessen ist, was in der ersten Season wunderbar funktioniert hat.

Manche Serien haben in der zweiten Season zwar neue Ideen und Ansätze, diese sind aber nicht mehr so originell, spannend, mitreißend oder schlicht und einfach narrativ nicht so interessant wie in der Vorgängerstaffel. Auch der Verlust von (Haupt)Darstellern, bzw. die Einführung neuer Charaktere stellt immer ein gewisses Risiko da.

Dramaserien sind von diesem Phänomen übrigens etwas häufiger betroffen als Comedy-Serien. Nicht automatisch bedeutet ein Sophomore Slump allerdings das Aus für die Serie, manchmal markiert die dritte und/oder die folgenden Seasons einen deutlichen Aufschwung; manchmal aber auch nicht und es gibt dennoch zahlreiche weitere Staffeln. Wenn nach der zweite Staffel einer Serie tatsächlich Schluss ist, spricht man von einem „Second Season Downfall“.



Ein sehr gutes (bzw. schlechtes) Beispiel für einen Sophomore Slump wäre die Serie „Desperate Housewives“. Während in der ersten Season eine gute Freundin der vier Hauptdarstellerin unter mysteriösen Umständen stirbt, und in der Folge in Voice-Over Manier die Geschehnisse in der Wisteria Lane kommentiert, ziehen in der zweiten Staffel neue Nachbarn in die Siedlung, die ebenfalls ein Geheimnis haben. Doch so richtig interessiert sich der Zuseher nicht für ihm völlig fremde Familie und deren arg konstruierte Geschichte. Dennoch folgten der Serie noch sechs weitere Staffeln, mit ähnlichem Strickmuster.



Die originelle Grundidee von „Samantha Who“ – eine junge, unsympathische Frau verliert bei einem Unfall ihr Gedächtnis und durchlebt eine völlige Charakterwandlung hin zum positiven – war im ersten Aufguss ein großer Erfolg, verlor aber mit der drauffolgenden Staffel deutlich an Momentum. Die Brisanz des Themas lässt sich nicht unendlich lange konservieren. Auch die besonders (audio-)visuell kreative Serie „Pushing Daisies“ musste sich bereits nach der zweiten Season die Gänseblümchen von unten ansehen. Die Grundidee: der Protagonist kann Tote für kurze Zeit zum Leben erwecken, sollte er sie aber ein zweites Mal berühren, sterben sie für immer, weswegen er seine große Liebe nie wieder berühren darf – und die knallbunten, zuckersüßen Kulissen haben sich relativ schnell abgenutzt.



Der Misserfolg mancher zweiter Staffeln liegt manchmal aber auch in den äußeren Umständen begründet, etwa bei „Dirty Sexy Money“, dessen erste Staffel sehr vielversprechend war, und dessen Nachfolgestaffel auch noch interessant begonnen hatte. Nachdem aber klar wurde, dass die Serie nach dieser Season eingestellt werden würde, haben die Macher anscheinend alle noch angedachten Handlungsoptionen in die verbleibenden Folgen gestopft. Was in einem Desaster endete. Auch die zweite „Twin Peaks“ Staffel war in gewisser Weise zum Scheitern verurteilt, als der Sender verlangte, endlich den Mörder von Laura Palmer zu präsentieren – etwas, was David Lynch und Mark Frost nur sehr peripher interessiert hat. Nach der etwas halbherzigen Auflösung war für viele Seher die Luft draußen. Dennoch können sich Fans nun, fast 25 Jahre danach, auf eine dritte Staffel freuen.



Aktuell droht der neuen, zweiten Staffel von „True Detective“ übrigens ebenfalls der Sophomore Slump. Nach dem Prinzip der Serie wird die Besetzung nach jeder Staffel komplett ausgetauscht. Die hochgelobte erste Season mit Woody Harrleson und Matthew McConaughey scheint aber schwer zu toppen, aufgrund der schauspielerischen Leistungen und auch des spannenderen Plots. Vince Vaughn und Collin Farrell haben es also doppelt schwer.

Fallen Euch noch Beispiele für einen Sophomore Slump ein?
Die Autorin
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Heidi@Home


Forum

  • Season 2 slump

    Sehr interessant, ich kannte den Begriff bisher nur von dem Lied der Band Fallout Boy.
    Für mich fällt leider New Girl in diese Kategorie. Ich möchte Zooey Deschanel gerne und war auch von der ersten Staffel recht angetan. Die zweite war mir dann aber zuviel des Guten. Ähnlich ging es mir mit Revenge. Beide waren Serien, die ich vom US-Start an gesehen hab, da hätte ich vielleicht abwarten sollen.
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    11.09.2015, 22:04 Uhr
  • Die verflixte zweite Staffel.

    Ein Beispiel für mich ist die Serie Flash Forward. Die Mystery Serie hört zwar mit einer rudimentären Erklärung für alles auf, schließt aber dennoch mit einem großen Cliffhanger ab. Dieser ärgert mich heute noch. Ein Problem waren hier wohl die Schauspieler, die einfach nicht überzeigen konnten.
    Ein anders Beispiel ist wohl die Serie Firefly. Während die Serie noch lief wurde sie nur belächelt und kaum wahrgenommen. Erst nach und nach hat sich ein regelrechter Hype darum gebaut, so dass nun kollektiv in Internet Foren geweint wird, weil es keine 2. Staffel geben wird.
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    10.09.2015, 23:11 Uhr
    • Nachtrag

      In beiden Fällen ist es sogar so, dass es die zweite Staffel niemals über das Reißbrett hinaus geschafft hat. es gab aber für beide Serien bereits relativ konkrete Vorstellungen.
      Eine Serie, die ich früher gerne gesehen habe, zumindest die erste Staffel, war Dark Angel. Bei dieser Serie haben die Produzenten mit der zweiten Staffeln einen riesigen Bauchfleck gelandet.

      XIII The Series konnte mit der zweiten Staffel ebenso wenig erreichen. Während die erste Staffel noch spannend war und sehr nahe an der Comic Vorlage war, war man bei der zweiten Staffel weniger einfallsreich. Ärgerlich, denn die Geschichte ist an sich sehr gut und hätte Potential für mehr gegeben.
      sanasani_81677de759.jpg
      11.09.2015, 14:40 Uhr
  • diese neuen Fachbegriffe...

    "The Sophomore Slump" ist ja wirklich einmal ein lustiger Fachbegriff - wer kommt da schon darauf, dass es sich um Serien handelt! So richtig einfallen tut mir leider derzeit keine Serie, der es so ergangen ist, bis auf Pushing Daisies, was du bereits erwähnt hast. Leider geht es mir persönlich oft so, dass ich zuerst absolut begeistert von einer Idee bin - zum Beispiel "Drop Dead Diva" und dann, nach etwas mehr als einer Staffel bin ich absolut gelangweilt... und habe absolut keine Lust mehr, weiter zu schauen. Da ist es mir umgekehrt lieber: Wenn Serien in der ersten Staffel noch nicht ihr volles Potential ausrollen und es einfach immer besser wird! Bei Buffy, Bones, Criminal Minds oder vielen anderen Serien ist es mir so ergangen. Da musste ich mich erst mal damit anfreunden, bis es dann so richtig cool wurde. Diese Serien haben aber auch lange gehalten bzw. laufen noch. Aus dem Grund des "Sophomore Slumps" warte ich auch derzeit lieber, bis ein paar Staffeln einer Serie draußen sind.. denn sonst bin ich nur absolut enttäuscht und ärgere mich, dass nicht mehr kommt.
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    09.09.2015, 11:31 Uhr
    • Genau!

      Ich denke mal, oft wird alles Potential in die erste Staffel gesteckt, um damit auf Sendung zu kommen, und dann ist sehr schnell wieder die Luft draußen. Schwierig, da man ja auch möglichst viele Seher holen will, um überhaupt weiter produzieren zu können.

      Aber ich habe bei mir auch schon die Erfahrung gemacht, dass ich eher weiterschaue, wenn erwartungsgemäß noch Luft nach oben ist.
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      09.09.2015, 16:28 Uhr