Indie Inside
Indie Inside: Vom Bildschirm in Eigenregie auf die große Leinwand

Indie Inside: Vom Bildschirm in Eigenregie auf die große Leinwand

Wenn die Serienstars von gestern die Indie-Filmemacher von morgen werden.
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von (Stadtneurotikerin)
Zach Braff hat es vorgemacht. Mit der Serie „Scrubs“ wurde er weltberühmt. Außerhalb der Fernsehwelt konnte er sich aber nicht wirklich einen Namen machen, bis er 2004 „Garden State“ hervorbrachte, indem er gleich das Drehbuch, die Regie und die Hauptrolle übernahm. Seit dem Ende von „Scrubs“ ist es eher ruhiger um Zach Braff geworden- bis jetz! Mit seinem Zweitling „Wish I Was Here“ meldet er sich wieder zurück und hat bei seine Rückkehr wieder alles selbst in die Hand genommen (wenn man mal von der Kickstarter-Fanbase absieht).

Eine der Serien, die „Scrubs“ im Nachmittagsprogramm diverser Fernsehrsender abgelöst hat, war „How I met your mother“. Auch diese Serie ist im vergangenen Frühling zu einem legend-wait-for-it-dary Ende gekommen und wir erleben das erste Mal seit neun verdammten Jahren eine Ted Mosbee-freie TV-Saison.

Serienstars haben es ja bekanntlich schwer, sich von der Rolle, die sie jahrelang gespielt haben, zu distanzieren. Vermutlich weil wir als Zuschauer das auch kaum zulassen. Es ist schwer, Josh Radnor zu sehen und ihn nicht als den Typen zu identifizieren, der Robin Scherbatsky neun Jahre lang nachgelaufen ist, genauso wie es schwer war, sich Zach Braff ohne seine „Scrubs“ vorzustellen. Es ist vermutlich dieses Phänomen, das ehemalige Serienstars arbeitslos macht. So hat nun auch Josh Radnor, wie schon Zach Braff zuvor, eingesehen, dass wenn er jemals wieder Arbeit finden möchte, er sich seine Rollen selbst schreiben muss.

Sein Regiedebut feierte Radnor 2011 mit dem Film „Happy thank you more please“. Mit seinem Zweitwerk wartete er aber keine zehn Jahre wie Zach Braff, sondern legte gleich im darauffolgenden Jahr mit „Liberal Arts“ nach.



In „Happy thank you more please“ mimt Radnor den Schriftsteller Sam, der unabsichtlich ein Pflegekind entführt und ebenso unabsichtlich aus einem One-Night-Stand eine Beinahe-Beziehung macht. In „Liberal Arts“ kehrt Radnor auf die Uni zurück, um ein Techtelmechtel mit einer deutlich jüngeren Studentin anzufangen. Beide Filme handeln auf jeweils ihre Weise von einem Thirtysomething, der nicht erwachsen werden will. Und auch hier lässt sich wieder eine Parallele zu Zach Braff ziehen, dessen Charaktere ebenfalls immer mit dem Erwachsenwerden und den Lebenskrisen, die es verursacht, kämpfen.

Josh Radnors Filme sind eine nette Unterhaltung, die sich nicht wie Zeitverschwendung anfühlt. Aber sein Potenzial schöpft er noch nicht ganz aus. Er ist noch zu sehr darauf bedacht, sich so likeable wie möglich darzustellen und wirkt dabei oftmals wie ein Langweiler (Ted Mosbee also). An Braffs kleines Indie-Wunder „Garden State“ kommen seine Filme jedenfalls noch nicht heran.