Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Face off and on

Kobergs Klarsicht: Face off and on

In immer mehr Film-Rollen werden die Äußerlichkeiten der Darstellenden dank Animationstechnik zur Nebensache.
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von (DerKoberg)
Gollum! Gollum! Ohne diese würgend aus dem Zwerchfell hochgepressten Worte wäre Andy Serkis wohl heute noch einer dieser unzähligen hochkarätigen Schauspieler, deren Namen international nur für Schulterzucken sorgen. Sicher war er in großen Produktionen wie „Prestige - Die Meister der Magie“ zu sehen und hat in kleineren Filmen wie „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ brilliert, aber für Furore hat er mit Rollen gesorgt, die uns nicht behilflich wären, Serkis auf der Straße wiederzuerkennen: Gollum, King Kong und gerade wieder Caesar, den immer grimmiger blickenden Schimpansen, dessen Wut auf die Menschheit gerade in „Planet der Affen - Revolution“ die Erde in den Planet der Affen verwandelt. Motion Capturing heißt das Zauberwort, dass es Schauspielerinnen und Schauspielern ermöglicht, alles darzustellen, was ihnen und vor allem den Drehbuchschreibenden in den Sinn kommt, ganz egal ob die eigene Äußerlichkeit dieser Rolle gerecht wird.

Unlängst hatte ich die Möglichkeit, mit Ashley Johnson zu plaudern, der Schauspielerin, die im herausragenden Konsolenspiel „The Last of Us“ die weibliche Hauptrolle Ellie verkörperte – via Motion Capturing, versteht sich. Und sie erzählte von Arbeitsbedingungen wie beim Theater: Ein offener, schlichter Raum, lange, durchlaufende Szenen und ein aufgrund der technischen Nachbearbeitung abstrakterer Zugang zur Rolle. Eine Dreißigjährige spielt hier ein vierzehnjähriges Mädchen. Und dieses Mädchen sieht schlussendlich aus wie Elliot Page, die es abgelehnt hatte, die Rolle zu übernehmen – Es sind unzählige neue Türen, die die technischen Möglichkeiten hier aufstoßen und viele Fragen, die daraus entstehen.



Über die Zukunft der „Terminator“-Reihe soll James Cameron einmal gesagt haben, ihm sei egal, ob Schwarzenegger weiterhin zur Verfügung stehe. Mit vorhandenen Bildern könne man ihn problemlos in den Film hineinschneiden. Und im etwas enttäuschenden „Tron Legacy“ war Jeff Bridges gleich zweimal zu sehen: In seiner heutigen Erscheinungsform und als Jeff Bridges vor zwanzig Jahren. Computertechnik macht’s möglich.

Spannend wird zu sehen, was das für die Schauspielerei bedeutet. Auf jeden Fall ermöglichen es die technischen Hilfsmittel Ausnahmekünstlern wie Andy Serkis, ihr Potenzial über die eigene Körperlichkeit hinaus auszuspielen. Aber werden wir in Zukunft verstorbene Granden der Schauspielkunst wieder auf der Leinwand sehen? Und müssen sich Stars wie Ellen Page ihr Gesicht urheberrechtlich Schützen lassen um nicht in Spiele und Filme hineinkopiert zu werden? An Drehs in Hightech-Studios und an im Nachhinein eingefügte Kulissen haben sich spätestens seit Filmen wie „Der große Gatsby“ wohl alle gewöhnt; ebenso wie an Dialoge mit abwesendem Gegenüber. Aber wird das Aussehen von Schauspielerinnen und Schauspielern in Zukunft etwas in den Hintergrund treten? Und nähert sich der Film damit tatsächlich dem Theater an? Serkis ist als Gollum berühmt geworden und wird derzeit als Affe als Hauptdarsteller eines Sommerblockbusters geführt. Man darf gespannt sein, wie das weitergeht.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • dünnes Eis

    Ich gebe zu die Info kommt irgendwo aus der Gerüchteküche des www. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Elen Page angefragt war, was auch naheliegend wäre, und dass sie wegen Beyond Two Souls abgesagt hat. Ob's wahr ist weiß ich nicht. Tatsache ist, dass Ellie ihr extrem ähnlich sieht.
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    13.08.2014, 17:47 Uhr
  • Ellen Page

    Toller Artikel, nur in einem Detail ist er glaub ich nicht ganz richtig. Soviel ich weiß wurde Ellen Page nie diese Rolle in „The Last of Us“ angeboten.
    Sie hat zuvor Motion Capturing Aufnahmen für das Computerspiel „Beyond: Two Souls“ gemacht. Später hat sie sich dann auch öffentlich darürber beschwert, dass für das Spiel „The Last Of Us“ offensichtlich eine Figur gemacht wurde die fast genau gleich ausschaut und das ohne sie zu fragen.
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    13.08.2014, 08:18 Uhr