Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Löcher stopfen

Kobergs Klarsicht: Löcher stopfen

Wenn das Kinoprogramm enttäuscht, muss der Pöbel mobilisieren: Uncut sucht das Filmabend-Menü.
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von (DerKoberg)
Es tut sich nicht viel, da draußen in den Kinos. Sicher, da war die Fußball-WM, mit der um Zusehende zu buhlen doch etwas größenwahnsinnig gewesen wäre, aber auch jetzt: Sommerloch. Die obligatorischen Riesenroboter gibt es natürlich auch dieses Jahr und auf den ersten Blick könnte man meinen, Shia LaBeouf sei endlich erwachsen geworden. In Wahrheit wurde er ganz einfach durch Mark Wahlberg ersetzt, aber die Transformers bleiben wohl trotzdem Transformers und – weit problematischer – Michael Bay bleibt Michael Bay.

Also was tun, wenn der Filmkonsum dieser Tage nicht gegen Null tendieren soll? Ja was wohl? Zuhause gucken. Und da ich nicht an Streams glaube, habe ich meine DVDs und Blu-rays durchwühlt, um ein Line-up für einen Filmabend vorzuschlagen; eine Dreierkombination, die ich „The Rough Road to Brazil“ nennen möchte. Die dazugehörigen Scheiben gibt’s gegen ein Glas Oliven bei mir zu verborgen. Und wenn mir das irgendwer gleichtut, sind schon zwei Abende gerettet. Oder drei.

Hier also mein Menü:

Als Vorspeise gibt es „Joint Security Area“ von Chan-Wook Park. Der hat damals auf der Berlinale schon für Aufsehen gesorgt und läuft unter der Kategorie „Pazifistischer Thriller“, denke ich. Auf jeden Fall geht es um einen Mord an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea und das geneigte Filmabend-Publikum wird gleichzeitig mit Spannung gefesselt und mit Niveau umschmeichelt.

Wenn sich dann also alle Anwesenden ihre Mulde in die Polstermöbel gesessen haben, kommt der Hauptgang: „Black Snake Moan“ von Craig Brewer. An dem Punkt könnte man meinen, es handle sich um einen Themenabend, denn auch hier treffen zwei Weltbilder aufeinander. Aber wenn Samuel L. Jackson Christina Ricci den Teufel austreiben will, geht es schon abgefahrener zu, als zwischen den beiden Koreas.

Und abgefahren ist dann irgendwie das Stichwort für die Nachspeise: „Brazil“ von Terry Gilliam. Warum dieser Film so heißt wie er heißt, ist mir noch nicht ganz klar. Aber er erzählt vom Beamtentum in einem totalitären Regime. Aber eben nicht Nordkorea-totalitär sondern eher Monty-Python-meets-Clockwork-Orange-totalitär. Abgefahren eben.

Soviel also zu meinem ganz persönlichen Kampf gegen das Sommerloch. Und vielleicht schließt sich noch jemand an und wir kaufen uns alle erst wieder Kinotickets, wenn dieser schwarze Pfeil den elendigen Drachen vom Himmel holt. Wäre doch lustig.