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Heidi@Home: Truest Detective

Heidi@Home: Truest Detective

Matthew McConaughey zementiert den schnellsten Imagewandel der jüngeren Vergangenheit Hollywoods mit einer HBO Serie, die verstört und fasziniert.
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von (Heidi@Home)
Es gibt einige essentielle Fragen, die die Menschheit beschäftigen wie: Warum sind wir hier? Wohin gehen wir? Gibt es Leben außerhalb der Erde? Und: Warum drehte Matthew McConaughey bisher so viele belanglose Streifen, die sein Schönling-Image zementierten, aber nichts darüber verrieten, was für ein großartiger Schauspieler er eigentlich ist?

Ok, so einfach ist die Sache natürlich auch nicht. McConaughey hatte bereits am Anfang seiner Karriere die Ambition, sich zu einem Leading Man der Branche hochzuarbeiten, sein Debüt in Linklaters „Dazed and Confused“ war vielversprechend. 1997 machte er in der Grisham Verfilmung „Die Jury“ auf sich aufmerksam. Doch so richtig konnte er als Protagonist in ernsthaften Filmen nicht durchstarten. Daher versuchte sich McConaughey in den 2000er Jahren als Darsteller in diversen romantischen Komödien und siehe da, Erfolg und Geldsehen stellten sich ein. Er wurde zum Posterboy Hollywoods, zum Sexiest Man Alive. Doch der künstlerische Anspruch blieb dabei auf der Strecke.

Also verordnete McConaughey sich eine Nachdenkpause, mit durchaus ungewissem Ausgang. 2011 kam er mit „Der Mandant“ zurück, in dem die neue Stoßrichtung seiner Karriere bereits deutlich wurde. Hier spielt er keinen aalgatten Anwalt mehr, sondern einen Lincoln Lawyer, dessen Büro (Nomen est Omen) das Auto, dessen Arbeitsplatz die Straße ist. Und McConaughey fühlt sich sichtlich wohl, agiert glaubwürdig und überzeugend wie bisher noch nie. Es ist der Wechsel ins Independent-Fach, zu Regisseuren wie Steven Soderbergh („Magic Mike“) und Lee Daniels („The Paperboy“) in Produktionen, in denen seine Leistungen besonders hervorgehoben werden. Und schließlich folgt „Dallas Buyers Club“, für den er Golden Globe und Oscar erhält.

Parallel dazu startet er eine Serienkarriere bei HBO, in einer ganz bemerkenswerten Produktion namens „True Detective“. Einer Krimi-Miniserie, angesiedelt im unspektakulären Louisiana. Die Einflüsse von Pulp-Detektive Magazinen, das Setting in einer trostlosen Kleinstadt, und die Suche nach einem Frauen-Serienmörder zwischen lauter kauzigen Figuren, umrahmt von einer gewissen Hoffnungslosigkeit, erinnert oft an „Twin Peaks“. Allerdings ohne den Comic Relief, den Kommissar Dale Cooper (Kyle MacLachlan) mit seinem Heißhunger auf Kirschkuchen und seinen charmanten Manierismen beisteuerte.



Die beiden Detektive hier sind der frustrierte Familienvater Marty Hart (Woody Harrelson) und eben McConaughey als gebrochener Rust Cohle, der seine Vergangenheit vergessen will. Dabei steht er 1995, dem Ausgangspunkt der Serie, an der Schwelle zum Alkoholiker. 2012 ist er ein schwer Suchtkranker und sieht auch so aus. Denn ja, diese Serie funktioniert auf verschiedenen zeitlichen Ebenen: 17 Jahre nach den Mordfällen soll der Fall neu aufgerollt werden.

Cohle und Harts Partnerschaft ist nach einem Zerwürfnis bereits lange Geschichte, sie haben zehn Jahre nicht miteinander gesprochen und werden nun getrennt voneinander zu den Ereignissen befragt. Und zu ihrem Verhältnis zueinander. Hart sagt dabei gleich am Anfang: „Du kannst dir die Eltern nicht aussuchen und den Partner auch nicht.“ Die verschiedenen Perspektiven, sowohl zeitlich, als auch durch zwei sehr unterschiedliche Menschen, mit konträren Wertvorstellungen, in verschiedenen Lebensphasen sind besonders reizvoll. Diese Krimi-Miniserie ist also weniger ein Frage von „Whodunit“, sondern eine ziemlich exakte Charakterstudie ihrer Hauptdarsteller. An das Gute oder eine Form von Erlösung glaubt zumindest Cohle keine Sekunde: er ist, trotz seiner fortschreitenden Sucht, ein dunkler und bitterer Philosoph, dem man allerdings weniger oft widersprechen kann, als man das eigentlich gerne würde.

„True Detektive“ läuft derzeit auf Sky Atlantic HD und man kann nur hoffen, dass diese Serie ihren Weg ins Free TV findet. Dass McConaughey aber nächstes Jahr wieder einen Golden Globe gewinnt, das halte ich für sehr wahrscheinlich.
Die Autorin
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Heidi@Home


Forum

  • Brüder

    Klingt interessant die Serie. Ist mit leider noch nicht untergekommen.
    Matthew McConaughey und Woody Harrelson waren ja schon einmal im Kino zusammen als Brüder (in EDtv) zu sehen. Ist aber auch schon wieder lange her ;)
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    30.04.2014, 12:09 Uhr