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Heidi@Home: Die Job-Hopper

Heidi@Home: Die Job-Hopper

Die erstaunliche berufliche Wandlungsfähigkeit von exzentrischen Nebendarstellern in Serie
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von (Heidi@Home)
Es gibt die klassischen Workplace-Serien, wie diverse Arzt-, Krimi- oder Anwaltsserien, es gibt „The Office“, es gibt „Mary Tyler Moore“ oder, recht neu „Parks and Recreation“, „Mad Men“ oder „30 Rock“, doch wie sieht es mit der Berufstätigkeit von Serienfiguren aus, deren Geschichten primär nicht auf das Arbeitsleben fokussiert ist? Ist Beruf ein Thema, erscheint die Tätigkeit als identitätsstiftend? Oder ist Beruf nicht mehr als eine Erwähnung in Nebensätzen?

Häufig spielt der Job tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle, wie bei Chandler in „Friends“, bei dem seine Freunde nicht einmal genau wissen, was er beruflich macht und Rachel und Monica genau aus diesem Unwissen heraus bei einer Wette ihre Wohnung verlieren. Manchmal toben sich die Produzenten aber gerade bei Nebenfiguren gerne aus, was die Skurrilität der Jobs, Frequenz der Berufswechsel oder atemberaubenden Bandbreite der Tätigkeiten betrifft.

Prototyp dafür ist sicherlich Kirk Gleason aus der Serie „Gilmore Girls“. Er spielt für die Haupthandlung der Serie überhaupt keine Rolle, dennoch ist er sehr präsent, weil er praktisch überall in Stars Hollow auftaucht und arbeitet. Ob als Briefträger oder DJ, Supermarkt-Kassier und Immobilienmakler, als Taxifahrer, Pizzabäcker, Fotograf, Alarmanlagen-Installateur, bis hin zu Weihnachtspapier- & Bademattenverkäufer, lebender Werbeträger, Angestellter in einer Videothek und Hundesitter. Kirk hat nach eigenen Angaben in 15.000 Jobs gearbeitet, lebt aber mit Anfang 30 immer noch bei seiner Mutter. Was erklärt, dass er im Laufe der Zeit ein beträchtliches Vermögen angehäuft hat und eines Tages beinahe Luke das Haus wegschnappt, das dieser für sich und Lorelai kaufen möchte.

Ein ähnlicher Workaholic ist der weise alte Elf in der Kinderserie „Ben und Holly’s Little Kingdom“. Er, der Älteste der Elfen, arbeitet in der Elfenmühle, er ist Arzt, Lehrer, Bauarbeiter, Bauer, Naturwissenschaftler, Schneider, Leiter der Elfenbibliothek, Vorstand des Chores, Initiator der Elfenspiele und vieles mehr. Im Gegensatz zu Kirk ist der weise alte Elf zwar eine Nebenfigur, doch eine, die sehr oft in die Haupthandlung der Serie involviert ist. Seine harte Arbeit kontrastiert die Feenwelt, in der meistens gezaubert wird, um durch den Alltag zu kommen und (körperliche) Arbeit so gut es geht vermieden wird. Der weise alte Elf hat für Zauberei nichts übrig und propagiert ehrliche und gewissenhafte Arbeit.

Relativ undurchsichtig sind die Jobs, die Seinfeld-Nachbar Cosmo Kramer ausübt. Meistens hat man den Eindruck, dass er eigentlich gar nichts tut, außer jedes Mal bei seinem Erscheinen beinahe durch Seinfelds Wohnungstür zu fallen. Woher er seine Miete und die anderen laufenden Kosten bestreitet, ist ein Rätsel. Einmal gewinnt er beim Pferderennen eine höhere Summe, einmal hat er mit seinem Buch „Coffee Table Book of Coffee Tables“, in dem er die Cocktailtische von Berühmtheiten vorstellt, eine wirklich gewinnbringende Idee und sogar das Angebot, sein Werk zu verfilmen. Weitere berufliche Tätigkeiten von Kramer sind: Schauspieler (Kurzauftritt in einem Woody Allen Film), Lockvogel für die Polizei, Unterwäschemodell für Calvin Klein, Rettungsschwimmer, Schallplattenverkäufer, Bäcker, Soldat, und Ball Boy in einem Tennisclub. Wie immer bei „Seinfeld“ wird über die Tätigkeiten aber nur geredet, man sieht Kramer nie wirklich arbeiten.

Ähnlich verschroben wie Kramer ist Arthur Spooner aus „King of Queens“ und auch er scheint nicht der Typ für einen einzigen Job zu sein, der für seinen Lebensunterhalt sorgt. Auch Spooner war Soldat, vor allem aber Schauspieler, doch zu schlecht (bezahlt) um für eine Familie zu sorgen. Er arbeitete dann als Produktionsassistent, Zeitarbeiter, in einer Krabben- Konservenfabrik und im Marketing. Auch in seiner Pension arbeitet Spooner gelegentlich, beispielsweise in einem Brezel-Geschäft und in einer Pizzeria. Besonders witzig ist die Episode, in der Arthur eine Ausbildung zum Notar macht, und dafür mit seiner Tochter Carrie übt. Als sie den vorbereiteten Vertrag unterschreibt, bellt draußen ein Hund, Arthur ist abgelenkt und versäumt ihre Unterschrift. Völlig außer sich gibt er diesen Job-Plan sofort auf, weil es zu stressig für ihn ist: „Das ist nur etwas für die Jungen“.

Habe ich einen kultigen Job-Hopper vergessen?
Die Autorin
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Heidi@Home


Forum

  • Auch Hauptfiguren satteln öfter mal um

    Homer Simpson: "I’ve had a lot of jobs in my life: boxer, mascot, astronaut, baby proofer, imitation Krusty, truck driver, hippie, plow driver, food critic, conceptual artist, grease salesman, carny, mayor, grifter, body guard for the mayor, country western manager, garbage commissioner, mountain climber, farmer, inventor, Smithers, Poochie, celebrity assistant, power plant worker, fortune cookie writer, beer baron, Kwik-E-Mart clerk, homophobe, and missionary, but protecting people, that gives me the best feeling of all."

    Auch Eric Cartman aus "South Park" steigert sich leicht in etwas rein und wurde so schon Hall Monitor, Manager der Crackbaby-Basketball-Liga, Anführer der Anti-Rothaarigen, Facebookkontakte-Börsenanalyst, Sprecher der Schulverlautbarungen etc. etc.
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    27.01.2015, 18:50 Uhr
  • P.L.E.A.S.E...

    In die erstere Kategorie würde natürlich auch Barney Stinson aus „How I Met Your Mother“ fallen. Keiner weiß genau was er macht und wenn man ihn darauf anspricht sagt er nur „Please ...“ (was gegen Ende der Serie dann doch noch mal erklärt wird.)
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    08.04.2014, 14:46 Uhr