Forum zu Frost/Nixon

5 Einträge
9 Bewertungen
90% Bewertung
  • Bewertung

    nahaufnahme

    david frost: i've had an idea for an interview: richard nixon.
    john birt: you're a talk show host. i spent yesterday watching you interview the bee gees.
    david frost: weren't they terrific?

    mr. david frost hat eine großartige idee: er wird ex-präsident nixon interviewen – 1977, drei jahre nach dessen unrühmlichem abgang aus der politik, ist der "schillerndste politiker" noch immer für "tolle einschaltquoten" gut; die politcracks, die frost inhaltlich unterstützen sollen, sind zwar nicht ganz so optimistisch – tricky dick wird mauern, fürchten sie, wollen aber die chance nicht missen, dem mann den prozess zu machen, der zigtausende amerikaner und eine million asiaten auf dem gewissen hat: die USA brauchen eine verurteilung dieses präsidenten, und das schlimmste verbrechen wäre es, wenn sich nixon hier reinwaschen könnte...

    und lange sieht es ganz danach aus: der "performer" und talkshowmaster frost geht lieber zur premiere von "cinderellas silberner schuh", anstatt sich auf das erste interview vorzubereiten, erhofft stattdessen eine "attitüde der aufrichtigkeit" – nixon, anstatt in bedrängnis zu geraten, weicht aus, schwafelt, führt frost nach allen regeln der kunst vor: "das tempo bestimmen, ihn ja nicht kommen lassen", wird der ex-präsident gecoacht, wie bei einem boxkampf.

    doch dann passiert das unglaubliche: vor der letzten session ein nächtlicher anruf, nixon lässt angetrunken seinem minderwertigkeitskomplex freien lauf. hier kann es nur einen gewinner und einen verlierer geben, wird frost unangenehm bewusst: die werbeeinnahmen sinken bereits, 600 000 dollar interviewhonorar scheinen bereits verloren, die kollegen sind wütend: "du machst ihn wieder zum präsidenten...!" endlich, atmet man auf, macht frost sich an seine hausaufgaben, liest sich in die materie ein, hört die watergate-bänder ab, lässt lücken recherchieren – und endlich gelingt es ihm, im letzten moment, nixon festzunageln: er habe "im interesse der nation" gehandelt, und: "wenn ich als präsident etwas tue, ist es nicht illegal..."

    nach diesem sager ist das eingeständnis nixons, "ja, ich habe entsetzliche fehler gemacht", und "ich habe das amerikanische volk und die demokratie verraten" nicht viel mehr als formsache (und frosts ruf gerettet).

    fazit: "the interview" in der ernsten (und ernst zu nehmenden) variante: ein wunderbar gespieltes lehrstück über die macht der rhetorik, die unverzichtbarkeit von recherche und investigativem journalismus – und nicht zuletzt über die aussagekraft der bilder: nixons schuldgeständnis und niederlage wird erst duch die nahaufnahme des eingefallenen gesichts, der gebeugten körperhaltung so richtig deutlich. politisch interessierten wird jedoch seine anmaßung, als präsident über dem gesetz zu stehen, im hals stecken bleiben – wurden nicht unlängst die gegen menschenrecht sowie US-gesetze verstoßenden "enhanced interrogations" eben damit begründet: "was ein präsident anordnet, kann nicht illegal sein...?"
    r2pi_f4e09adb6c.jpg
    09.04.2015
    21:57 Uhr
  • Bewertung

    Spannender Schlagabtausch zwischen Ungleichen

    Richard Nixon stürzte die Nation der USA wie kaum ein anderer Präsident vor ihm und eigentlich auch kein anderer nach ihm in eine innenpolitische Krise. Die "Watergate-"Affäre zwang ihn dazu, sein Amt niederzulegen und prägte damit alle späteren Affären zumindest namentlich: immer wieder wurde das "-gate" verwendet, zuletzt bei Bill Clintons Lewinsky-Affäre. Dieser Film zeichnet die Chronologie eines ungleichen Fernsehinterviews zwischen einem oberflächlichen Quotenkaiser aus Australien und einem trotz des unrühmlichen Abgangs Großkalibers auf dem politischen Parkett nach. Der Film lebt von den Dialogen während des Interviews und drum herum, ist hochkarätig besetzt und weiß sicher alle Freundinnen und Freunde des anspruchsvollen politischen Krimis mehr als zufrieden zu stellen.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    02.05.2010
    18:00 Uhr
  • Bewertung

    Sehr gut!

    War zuerst ein wenig skeptisch was den Film anbelangt, er hat es dann aber doch zu 100% geschafft, mich zu überzeugen.
    Sowohl Frank Langalla als auch Michael Sheen spielen spitzenmäßig, sehr überzeugend, man nimmt ihnen eindeutig jede Handlung ab.
    Mich hat es vor allem sehr verwundert, dass es das Interview wirklich gegeben hat. Ich habe bis zu diesem Film nichts davon gehört gehabt. Also kann ich es auch nicht wirklich mit dem "Original" sozusagen vergleichen.
    Dennoch fand ich die Geschichte sehr interessant. Sie schafft es, den Zuschauer bis zum Schluss gespannt warten zu lassen, sodass er immer wieder neugierig ist, was als nächstes passiert. Langweilig wird's sicher nie.
    Besonders markant/bemerkenswert fand ich die jeweiligen Interviewsessions, die gezeigt wurden. Man hat hier deutlich gesehen, was zwischenmenschliche Interaktionen hervorrufen können. Von teilweisen psychischen Spielchen angefangen bis hin zur nicht ganz freiwilligen Kooperation, super realisiert.
    Und, für alle, die so wie ich auch eher ein Gegner der Synchronisationen sind, im Rechbauer zeigen sie Gott sei Dank das Original, jedoch schon mit deutschen Untertiteln. Ich glaube aber, dass der Film auf Englisch noch mal so gut funktioniert, da man super den Unterschied zwischen dem amerikanischen (Nixon + Mitstreiter) und dem britischen Englisch (Frost + Mitstreiter) heraushören kann.
    20.02.2009
    00:28 Uhr
  • Bewertung

    Sehenswert!

    Locker und unterhaltsam inszeniert mit sehr guten Schauspielern - allen voran Frank Langella! Wirklich gut gemachter und sehenswerter Film (im Rechbauer derzeit glücklicherweise sogar OmU zu sehen).
    09.02.2009
    08:47 Uhr
  • Bewertung

    Mal wieder was politisches

    Hm...wenn der Film in dem Stil von "Good Night and Good Luck" ist, dann kann ich mich sicher nur mäßig damit anfreunden. Obwohl Good Night... schon niveauvoll gemacht war, hab ich mich nicht so dafür begeistern können...war mir zu wenig spannend.
    Aber schauen wir mal...ich lass mich ja immer wieder gern überraschen.
    23.01.2009
    10:53 Uhr