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    „Broken neck farm“, statt „Brokeback Mountain“


    Könnt Ihr Euch noch an den Film „Superman Returns“ erinnern? Da gibt es eine Szene, in der der junge Superman eines Tages entdeckt, welche Superkräfte er hat und dass sie ihm ermöglichen, in riesen Schritten von einem Ort zum anderen zu springen? Der Schauspieler, der den jungen Clark Kent im Film darstellte, ist Stephen Bender. Hier auf der Berlinale erleben wir ihn aber in einem viel bodenständigeren Film: es geht um Freundschaft, um Homosexualität und um die Schwierigkeiten, die die Gesellschaft nach wie vor damit hat. Stephen spielt den jungen, schüchternen Burschen Nathan, der sich in den Jungen vom Nachbarbauernhof in Louisville, LA verliebt. Die Südstaaten der USA sind eine sehr religiöse Gegend, eine Gegend voller strenger moralischer Vorstellungen, zumindest, was die Forderung nach außen betrifft. James Boltons Adaption des Romans von Jim Grimsley ist eine sehr einfach gefilmte, aber schauspielerisch herausragende Verfilmung einer tragischen Liebe und dem Wunsch Nathans, aus der Welt, in der ihn sein Vater misshandelt und die Gesellschaft für das, was er ist, immer ausstoßen wird, flieht. Für beide jungen Schauspieler in den Hauptrollen war es ihre erste Hauptrolle in einem Spielfilm und sie meistern diese Aufgabe, gerade, weil das Thema nicht ohne ist, mit Bravour. Wären die beiden Schauspieler nicht, hätte der Film deutlich weniger zu bieten, zumindest für ein heterosexuelles Publikum. Auch wenn es vielleicht ein wenig stereotyp klingt, würde ich es so beschreiben: er ist ein sehr, sehr schwuler Film. Der Blickwinkel der Kamera verehrt Roy aus Nathans Sicht, schon lange, bevor er es Roy gegenüber zugibt. Die Eltern von Nathan sind ziemlich farblos, die Mutter eine hysterisch schreiende Frau, Roys Mutter taucht nur kurz zum Kartoffelschälen auf und verschwindet dann wieder. Es sind die Männer, die die Geschichte ausmachen und die sie erzählen, soviel ist klar. Als sehr kleiner Film in einer Nische passt er recht gut, darüber hinaus geht ihm aber trotz seiner tollen beiden Hauptdarsteller die Luft aus.
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    16.02.2008
    01:04 Uhr