träumer an die macht
bei diesen zukunftsaussichten kann einem schon angst und bange werden: auseinandergerissene familien, krieg, hunger, wasserknappheit, klimaerwärmung und überall zerschlagene hoffnungen – wie die von frank, 1964 bei der weltausstellung in new york noch mit einem selbstgebastelten jetpack à la james bond zukunftsgläubig mit dabei, heute jedoch ein zurückgezogener, desillusionierter erfinder. doch zwischen all denen, die sich mit dem bevorstehenden weltuntergang bereits achselzuckend abgefunden haben, hält die wissbegierige casey – nomen est omen – newton (britt robertson) stur und unerschütterlich das fähnchen der weltverbesserer aufrecht: can we fix it – können wir das in ordnung bringen? und so wird sie mit dem letzten verbliebenen pin der halbwüchsigen athena, einem roboter aus dem tomorrowland, mit der zukunft vertraut gemacht: dem schönen schein, dem drohenden untergang und der möglichen rettung der erde...
da hat wohl jemand genug bekommen von all den düsteren prophezeiungen und negativen geisteshaltungen – regisseur brad bird und der co-autor damon lindelof haben die welt selbst schon mehrmals an den rand des abgrunds gebracht (ob mit nuclear missiles aus mission impossible: ghost protocol oder durch zombies in world war z), ein running gag im hintergrund ist ein movie poster zum (erfundenen) toxicosmos 3: "dream big!" lautet die eindrückliche, leidenschaftliche aufforderung an alle "apathischen, zynischen, entmutigten" erdenbürger, "fix it – bring's wieder in ordnung, sei optimistisch!"
eine botschaft, die von walt disney himself hätte stammen können, gutgemeint, ambitioniert und technikgläubig. in gewissem sinn die kehrseite von interstellar, der sich achselzuckend mit dem hungertod der menschheit abgefunden, dafür seine helden in die weiten des weltalls geschickt hat, um ihr heil irgendwo dort draußen zu suchen – tomorrowland sucht die rettung in einer veränderten geisteshaltung, in einer öffnung der gesellschaft von technokraten und wissenschaftern für kreative leute aus allen gesellschaftsschichten (der idealismus und enthusiasmus der obama-grassroots-bewegung kommt, nicht zuletzt durch die beteiligung des obama-wahlhelfers clooney, in den sinn): ein schönes gschichterl für kleine leute. aber ein gschichterl halt...
fazit: ausstattungsmäßig erinnert das "morgenland" an metropolis, futureworld und so manche zukunftsvisionen der (ca) 1960er, musik und handlung treiben den zuschauer von einem abenteuerlichen setting zum nächsten, verschnauf- oder nachdenkpausen sind (allzu) rar, für charakterentwicklung oder eine vertiefung der story bleibt da kein platz mehr. und wie wenig durchdacht – oder wie fürchterlich naiv – die geschichte zu dieser CGI-achterbahnfahrt im dazugehörigen disney-themenpark ist, merkt man nicht zuletzt an der "paradiesisch" anmutenden zukunftsvision: die skyline einer hell schimmernden stadt am horizont, davor die goldenen ähren eines unendlichen weizenfeldes – monokultur und technikgläubigkeit sind noch immer das amerikanische patentrezept für eine prosperierende zukunft.
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