Noah

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Forumseintrag zu „Noah“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (16.04.2014 11:39) Bewertung
Pseudo-Gnostisches, erstaunlich bibelfernes Weltuntergangsdrama
Regisseur Darren Aronovsky hat ein großes Faible für das Metaphysische, Mystische und religiös Angehauchte. Das wissen wir spätestens seit "The Fountain" und entdecken seine existenziell ausgreifenden Inszenierungen aber auch in anderen Filmen, sogar in "Black Swan", wenn man lange genug sucht. In seinem jüngsten Film hat er sich ein biblisches Thema ausgesucht und konnte eine ganze Reihe prominenter Stars der 1. und 2. Liga für das Projekt begeistern. Sogar die beiden Nachwuchsstars Logan Lerman und Emma Watson brachte er in der Geschichte unter, für letztere musste er den Part erst generieren, schließlich erzählt die Bibel nichts von einer Tochter Noahs. Wohl aber gönnt die Bibel allen drei Söhnen Noahs "Frauen", die uns in dieser Filmversion fehlen. Statt dessen quält sich Ham, ganz pubertär testosterongesteuert, damit herum, dass er keine Frau bekommt, noch dazu, wo der Weltuntergang ja nicht mehr weit ist. Es sind unter anderem diese Ungereimtheiten in der Inszenierung, diese willkürlich selektiven Adaptionen, Ausschmückungen und Weglassungen, die diesen Film so unverdaulich und wirr erscheinen lassen. Man kann ihm das Erweitern der Handlung ja prinzipiell nicht krumm nehmen, schließlich steht in der biblischen Vorlage nicht genug Material für einen mehr als 2 Stunden langen Kinofilm und die Andeutungen der "Schlechtheit der Menschen" geben die Bühne frei für die Phantasie bis hin zu einer aktuell gesellschaftskritisch verorteten Neuinterpretation, die Aronovsky spürbar bemüht in seinem Film zu leisten versucht und dabei aber kläglich scheitert. Ausgehend vom eindeutig gnostischen Dualismus zwischen göttlichem Funken und böser Materie spannt er den Bogen zu den zwei Seelen, die in der Seele eines jeden Menschen wohnen und leistet dabei punktuell, aber nicht durchgehend, einzelne, sehr nachdenklich machende Beiträge zur Geschichte der Menschheit, die man gerne aufgreifen und weiterdenken möchte. Und er garniert seine Erzählung auch mit einem (visuell) beeindruckenden Schöpfungszeitraffer, dem jedoch leider Gott als Handelnder völlig abhanden gekommen ist, auch wenn in dem Film noch so oft von "dem Schöpfer" die Rede ist. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem die Arche Wasser unter den Kiel bekommen hat, treibt dem Regisseur der Film völlig aus dem Ruder und verirrt sich in teilweise schon wirklich aberwitzigen und unglaubwürdigen Handlungsverläufen von bedrohlicher Natur, in dem sich die Schauspieler auf verlorenem Posten wiederfinden. Auch die Spezialeffekte, von denen es eine ganze Menge im Film gibt, wirken größtenteils billig in Szene gesetzt. Wirklich beeindruckend ist und bleibt eigentlich nur die isländische Landschaft, in der der Film entstand.
 
 

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